Von der Kneipe um die Ecke bis zum globalen Konzern: Die Corona-Krise reißt Unternehmen jeder Größe in die Zahlungsunfähigkeit. Soforthilfen oder Notfallkredite sind oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn wegen der Pandemie die Einnahmen nahezu auf null gefallen sind, hohe Ausgaben für Mieten und Löhne aber weiterlaufen. Das gilt erst recht für Unternehmen, die bereits finanziell angeschlagen waren. Der Handelsverband Deutschland HDE rechnete im April damit, dass dem Einzelhandel hierzulande wegen Covid-19 bis zu 50.000 Insolvenzen drohen könnten.
Die Insolvenz bedeutet zwar nicht automatisch das Aus für Firmen. Die ohnehin komplizierte Sanierung wird durch die Krise aber ungleich schwerer. Klar ist: Viele bekannte Marken werden aus deutschen Innenstädten und Einkaufszentren verschwinden. Auch in anderen Branchen und Ländern häufen sich die Insolvenzmeldungen.
Diese Unternehmen sind in der Corona-Krise zahlungsunfähig geworden:
Diese Unternehmen mussten in der Corona-Krise Insolvenz anmelden

Vapiano galt lange Zeit als erfolgreiche deutsche Antwort auf Schnellrestaurants aus den USA. Das 2002 gegründete, börsennotierte Unternehmen punktete mit italienischem Flair bei den Kunden. Das Geschäft lief allerdings schon vor der Corona-Krise schlecht. Die Pandemie gab der Restaurantkette mit Sitz in Köln den Rest. Am 1. April stellte Vapiano Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Banken und die drei Großaktionäre seien sich nicht über die weitere Finanzierung einig geworden, teilte das Management laut „Tagesschau.de“ mit: „Am Ende fehlten knapp 37 Millionen Euro, nachdem fast alle der 230 Pizza- und Pasta-Restaurants von Vapiano weltweit zur Eindämmung der Corona-Pandemie schließen mussten, die Kosten aber weiterliefen.“ Nun wird ein Käufer gesucht.

Bei Esprit soll hingegen möglichst das alte Management am Ruder bleiben. Der Ende der 60er Jahre in den USA gegründete Modekonzern hat sich mit mehreren seiner deutschen Gesellschaften in ein Schutzschirmverfahren geflüchtet, wie das „Manager Magazin“ Ende März berichtete. Bei dieser besonderen Variante des Insolvenzverfahrens bleibe das betroffene Unternehmen weitgehend in Eigenverwaltung, aber vor Liquiditätsanforderungen bewahrt. Damit soll eine Sanierung ermöglicht werden.

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wurde von der Corona-Krise und den Lockdowns schwer getroffen. Das Unternehmen musste vom Staat gestützt werden

Auch Richard Branson ist in der Corona-Krise angeschlagen. Seine schon zuvor hochverschuldete Fluglinie Virgin Australia Airlines musste im April Insolvenz anmelden. Die australische Regierung weigerte sich, die zweitgrößte Fluggesellschaft des Landes mit weiteren Staatshilfen vor der Pleite zu bewahren. „Die Regierung paukt keine fünf ausländischen Anteilseigner mit tiefen Taschen heraus, die die Fluggesellschaft gemeinsam zu 90 Prozent halten“, sagte Schatzkanzler Josh Frydenberg laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Virgin Australia ist demnach im Besitz der Nanshan Group (19,98 Prozent), der HNA Group (19,82), des Qantas-Konkurrenten Singapore Airlines (20,09), Etihad Airways (20,94) und der Virgin Group (10,42). Branson will dem Bericht zufolge seine Privatinsel Necker Island als Sicherheit für einen Kredit anbieten.

Die deutsche Automobilbranche steckte lange vor Corona in der Krise. Am 30. April musste der Zulieferer Veritas AG die Insolvenz verkünden. Auch infolge der Umsatzrückgänge während der Pandemie sei die Suche nach einem Investor vorerst gescheitert. Die Veritas AG ist nach eigenen Angaben das älteste kautschukverarbeitende Unternehmen Deutschlands und Werkstoffexperte für Elastomer, Kunststoff, Metall und Polymer-Verbindungen. Das Unternehmen stellt unter anderem Leitungssysteme für Kraftstoffe und Öl im Fahrzeug, sogenannte Fluid-Systeme, her. Aktuell beschäftigt es weltweit rund 4400 Mitarbeiter.

Ende April traf es auch Mister Minit. Der 1957 in Belgien gegründete Schuhreparaturdienst meldete für die rund 150 deutschen Filialen mit etwa 400 Mitarbeitern Insolvenz in Eigenverwaltung an. Weltweit ist die Gruppe nach eigenen Angaben in 14 Ländern mit mehr als 900 Niederlassungen vertreten (Stand: 2015), darunter Japan.

Die Steakhaus-Kette Maredo war bereits vor der Covid-19-Pandemie ins Hintertreffen geraten. Im März hatte das Unternehmen erst Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, einige Tage später schwenkte es auf eine Regelinsolvenz um. „Derzeit beschäftigt Maredo insgesamt knapp 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland und 54 in Salzburg und Wien. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro“, teilte die Kette mit. 13 der 35 Steakhäuser werden geschlossen. Betroffen sind teils prestigeträchtige Standorte, etwa am Boulevard Unter den Linden in Berlin oder an der Dresdner Frauenkirche, wie das „Handelsblatt“ berichtete.

Mit dem 1882 gegründeten Modehaus Appelrath-Cüpper droht einem weiteren Traditionsunternehmen aus Deutschland das Corona-Aus. Der Kölner Damenmode-Filialist meldete Anfang April Insolvenz in Eigenverwaltung an. „Wir waren auf einem guten Weg. Super Januar, super Februar, Plan übertroffen, Vorjahr bei weitem übertroffen. Dann hat uns der März mit Corona und den Häuserschließungen kalt erwischt“, zitierte „Textilwirtschaft“ CEO Lothar Schäfer. Appelrath-Cüpper beschäftigt dem Bericht zufolge etwa 1000 Mitarbeiter und erwirtschaftet rund 110 Millionen Euro Jahresumsatz. 95 Prozent der Erlöse resultierten demnach aus dem Filialgeschäft, nur fünf Prozent entfielen auf den Online-Handel. Appelrath-Cüpper war 2016 von Douglas an den britischen Finanzinvestor OpCapita, Eigentümer der Billig-Textilkette NKD, verkauft worden.

Am 1. April wurde auch vorläufig das Schicksal des Outdoor-Ausrüsters McTrek besiegelt. Die Yeah! AG mit Sitz in Bruchköbel bei Hanau stellte wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hanau, wie „Textilwirtschaft“ berichtete. „Das Unternehmen betreibt bundesweit 43 McTrek-Filialen sowie einen Online-Shop und beschäftigt 420 Mitarbeiter. Die Yeah! AG gehört mehrheitlich zur belgischen A.S. Adventure Group“, hieß es.