Die Corona-Krise hat weltweit eine in Friedenszeiten beispiellose Wirtschaftskrise ausgelöst. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nun: Verschiedene Länder haben diesen Schock höchst unterschiedlich weggesteckt.
Während einige inzwischen sogar besser dastehen als zuvor, zeichnet sich bei anderen bislang nur eine äußerst schwache Erholung ab. Wirtschaftliche Gewinner sind vor allem Staaten, die auf liberale Corona-Maßnahmen gesetzt haben. Deutschland schneidet in diesem Vergleich, in den das IW die 19 Mitglieder der Industrieländer-Organisation OECD einbezog, schlecht ab und landet nur auf Platz 16.
Dänemarkt auf Platz eins
Platz eins in der Analyse eines ganzen Bündels von Wirtschaftsindikatoren belegt Dänemark. Deutschlands nördlicher Nachbar steht im Vergleich des letzten Vor-Corona-Quartals Ende 2019 mit dem Schlussquartal 2021 hervorragend da: Die Wirtschaftsleistung (BIP) ist in diesem Zeitraum um mehr als fünf Prozent gewachsen, die Arbeitslosenquote um 0,7 Prozent gefallen. Die Inflation lag bei moderaten 1,8 Prozent. Die Schuldenstandsquote legte im Verhältnis zum BIP nur 3,8 Prozent zu. Auch die Börse boomt.
Auf dem zweiten Platz folgt Schweden. Der Corona-Kurs des skandinavischen Landes war vom Beginn der Krise an hochumstritten. Die schwedische Regierung verhängte nur wenige verbindliche Corona-Regeln, sondern setzte vor allem auf Freiwilligkeit. Zumindest wirtschaftlich hat sich der liberale Kurs laut der IW-Auswertung ausgezahlt: Das BIP liegt immerhin gut zwei Prozent über dem Vor-Corona-Niveau, die Inflation betrug in den zwei Pandemie-Jahren durchschnittlich 1,8 Prozent. Die Staatsschulden wuchsen nur um gut 3 Prozent. Auch der Zuwachs der Arbeitslosigkeit hält sich mit 1,3 Prozent in Grenzen.
Schulden und Inflation bereiten Sorgen
Deutschland schneidet in dem Ranking vor allem wegen der anhaltend schwachen Konjunktur schlecht ab. Das BIP ist immer 1,5 Prozent niedriger als vor zwei Jahren. Nur Spanien, Letzter in der Rangliste, steht mit einem BIP-Minus von vier Prozent noch schlechter da. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist mit einem minimalen Zuwachs von 0,1 Prozent immerhin stabil geblieben.
Die deutsche Schuldenstandsquote stieg dagegen um gut zehn Prozentpunkte. Das einzige OECD-Land mit einem geringfügig niedrigeren Schuldenstand als vor der Krise ist Norwegen, wo die Quote um einen Prozentpunkt sank. Dass der Schuldenberg einiger schon vor der Pandemie hoch verschuldeten Staaten um mehr als 20 Prozentpunkte stieg, macht den Ökonomen vom IW Sorgen. Griechenlands Schulden stiegen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung um gut 26 Prozentpunkte, Italiens um 21 Prozentpunkte, Spaniens sogar um 27,4 Prozentpunkte.
Die enormen Hilfspakete, die mit diesen Schulden finanziert wurden, haben noch eine andere unangenehme Nebenwirkung: Zwar haben die Milliardenhilfen die finanzielle Lage vieler Haushalte und Unternehmen stabilisiert. Allerdings stieg die Inflation unter anderem dadurch in den vergangenen Monaten auf ein historisch hohes Niveau. In den USA wuchs die Inflationsrate zum Ende des Jahres auf sieben Prozent an – der stärkste Anstieg seit 1982.
Um gegen die Inflation anzusteuern, verschärfen viele Zentralbanken inzwischen wieder ihre Geldpolitik und erhöhen die Zinsen. Das bereitet Grund zur Sorge: „Durch die langjährigen Niedrigzinsen sind Unternehmen wie Staaten oft von günstigen Krediten abhängig geworden“, sagt IW-Ökonom Thomas Obst. Diese drohten durch die nahende Zinswende in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten.
Der Beitrag ist zuerst auf ntv.de erschienen.