Corona-Tests retten Leben. Je schneller ein Covid-19-Verdachtsfall bestätigt werden kann, desto eher kann der Betroffene medizinisch versorgt und isoliert werden. Corona-Tests sind womöglich ein Teil von Deutschlands Erfolgsgeheimnis während der Pandemie. Weltweit wird gerätselt, warum die Todesrate hierzulande vergleichsweise niedrig ist. Ein Grund könnte die hohe Zahl von Corona-Tests sein, die zum Glück verfügbar sind. Dadurch steigt zwar die Zahl der bestätigten Infektionen. Wenn Tests aber keine absolute Mangelware sind, werden auch Menschen untersucht, bei denen die Krankheit lediglich für milde Symptome sorgt. Die mögliche Folge: Weniger Patienten mit positivem Corona-Test sterben an den Folgen der Infektion.
Spätestens, seit die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Krise offiziell zur Pandemie erhoben hat, gehören Corona-Tests zu den weltweit gefragtesten Produkten. Hier bestehen aber grundlegende Unterschiede. Es gibt Schnelltests, die in der Arztpraxis oder sogar zu Hause durchgeführt werden können. Sie sind günstiger und liefern rasch Resultate. Bei einem solchen Nachweis von Immunität kann jedoch das Risiko bestehen, dass Antikörper gegen andere virale Erkrankungen für eine falsche Diagnose sorgen. Als am sichersten gelten generell molekularbiologische Verfahren, bei denen direkt das Erbgut des Erregers nachgewiesen wird. Diese Tests dauern aber länger und müssen im Labor durchgeführt werden.
Nach Angaben der Diagnostik-Nichtregierungsorganisation FIND wurden weltweit bislang 15,5 Millionen Sars-CoV-2-Tests durchgeführt. Deutschland lag mit rund 1,3 Millionen (Stand: 14. April 2020) im internationalen Vergleich auf Platz drei hinter den USA (3,0 Millionen) und Russland (1,4 Millionen). Laut FIND waren Mitte April weltweit 426 Arten von Corona-Tests zugelassen.
Diese Firmen produzieren die begehrten Corona-Tests
Bosch
Bosch sorgte am 27. März mit einem neuen und neuartigen Corona-Schnelltest für Schlagzeilen. Er wurde laut Pressemitteilung in sechs Wochen entwickelt und liefert in weniger als zweieinhalb Stunden nach der Entnahme der Probe eine Antwort, ob der Patient infiziert ist oder nicht. „Weiterer Vorteil des Schnelltests: Der Test kann direkt am Ort der klinischen Behandlung durchgeführt werden. Transportwege, die wertvolle Zeit kosten, entfallen. Patienten erhalten schnell Gewissheit über ihren Gesundheitszustand. Infizierte Personen können umgehend identifiziert und isoliert werden. Bei den aktuell eingesetzten Tests müssen Patienten in der Regel mit Wartezeiten von ein bis zwei Tagen rechnen“, teilte der Konzern mit. Es handele sich um einen der weltweit ersten vollautomatisierten, molekulardiagnostischen Tests, der direkt von allen medizinischen Einrichtungen genutzt werden könne. Damit würden zudem Kapazitäten außerhalb der Labore geschaffen. Der Test läuft auf den Vivalytic-Analysegeräten von Bosch. Ein Gerät kann laut dem Hersteller innerhalb von 24 Stunden bis zu zehn Tests durchführen. Der Test wurde in Zusammenarbeit mit dem nordirischen Medizintechnik-Unternehmen Randox Laboratories entwickelt. Bosch gab die Genauigkeit mit 95 Prozent an.
Roche
Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat schnell auf die Corona-Krise reagiert. Am 11. März hatte die WHO die Lage als Pandemie eingestuft. Zwei Tage später erhielt ein hochautomatisierter Test für Sars-CoV-2 von Roche von der US-amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA die Genehmigung für eine Notfallverwendung. Der Test ist auch in Ländern verfügbar, die das europäische Qualitätssiegel CE akzeptieren, darunter Deutschland. Durch den hochautomatisierten Prozess (der Test läuft nur auf den mannshohen Analysegeräten von Roche des Typs „Cobas“) können laut dem Hersteller eine größere Anzahl von Proben in kürzerer Zeit untersucht werden. Dadurch wird auch weniger medizinisches Personal gebunden. Je nach Art des Analysegeräts können laut Roche innerhalb von 24 Stunden bis zu rund 4100 Proben untersucht werden. „Die bisherigen Tests auf SARS-CoV-2 sind nur für Testgeräte mit einem geringen Durchsatz ausgelegt. Diese Tests, die auch von anderen Unternehmen angeboten werden, müssen einzeln manuell ausgeführt werden und erfordern einen hohen personellen Aufwand“, beschrieb das „Ärzteblatt“ am 16. März den Vorteil des Produkts von Roche. Der Hersteller bietet derzeit (Stand: 16. April 2020) zwei Corona-Tests an.
Abbott
Der US-Pharmakonzern Abbott teilte am 18. März mit, dass er von der FDA ebenfalls eine Notfallfreigabe für seinen Sars-CoV-2-Molekulartest erhalten hat. 150.000 Labortests sollten sofort zur Verfügung gestellt werden. Die Produktion in den USA wurde hochgefahren, um bis Ende März wöchentlich eine Million Tests verschicken zu können. Auch dieser Test läuft auf einem speziellen Analysegerät des Herstellers. Solche Apparate für PCR-Tests, bei denen die DNA in vitro vervielfältigt wird, kommen unter anderem auch bei der Feststellung von HIV-Infektionen zur Anwendung. Am 27. März sorgte Abbott mit einem neuen Corona-Schnelltest für Aufsehen. Der informiert laut dem Hersteller in maximal 13 Minuten, ob ein Patient infiziert ist oder nicht. Statt eines riesigen Apparats lässt sich dieser Schnelltest in einem Gerät durchführen, das die Größe eines Toasters hat. Die Börse reagierte umgehend auf die gute Nachricht – und US-Präsident Trump präsentierte das Gerät bei einer seiner Corona-Pressekonferenzen.
TIB Molbiol
Corona-Tests müssen aber kein medizinisches Hightech sein. Die Firma TIB Molibiol Syntheselabor kann sich derzeit vor Anfragen aus aller Welt kaum retten. Das Berliner Unternehmen bietet ein simples Corona-Set an. Das wiegt nur 16 Gramm, passt in einen Standardbrief und reicht für mindestens 96 Tests, wie der „Tagesspiegel“ am 6. März berichtete. TIB Molbiol habe seit Januar bereits drei Millionen Tests hergestellt und in mehr als 60 Länder versandt. Die ersten seien am 10. Januar per Luftpost nach Hongkong gegangen. Kunden bestellen demnach gern mal Tausende Sets auf einen Schlag. Das dürfte auch an niedrigen Kosten liegen. Einer seiner Tests koste rund 2,50 Euro, zitierte der „Tagesspiegel“ den Firmengründer Olfert Landt: „Mit Arbeitskosten und dergleichen dürften die Labore eigentlich nicht mehr als 10 Euro verlangen, rechnet er vor.“ TIB Molibiol wurde 1990 gegründet und unterhält Niederlassungen und Produktionsstätten in den USA, Italien, Spanien und Polen.
Qiagen
Die Biotechfirma Qiagen ist ein weiterer Lieferant von Corona-Tests. Er teilte am 18. März mit, dass sein neuer In-Vitro-Test in Deutschland die Freigabe durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erhalten hat. Dieser Test soll binnen einer Stunde in der Lage sein, den neuen Erreger von 21 anderen Atemwegserkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden. Qiagen kündigte an, die Produktion rund um die Uhr hochzufahren. Wie „Tagesschau.de“ am 19. März berichtete, will das MDax-Unternehmen seine Kapazitäten bis Ende April auf 6,5 Millionen Kits und bis Ende Juni auf zehn Millionen Kits steigern.