Größte Rüstungskonzerne Deutschlands
Deutsche Unternehmen verlieren im Ranking der größten Rüstungskonzerne weltweit an Boden. Das Stockholmer Friedensinstitut SIPRI führt in seinen aktuellen Top 100 (mit Umsatzzahlen aus dem Jahr 2021) sieben Rüstungskonzerne mit deutscher Beteiligung. Zwei davon verschlechterten sich im Vergleich zum Vorjahr in dem Ranking. Einen großen Sprung nach oben machte hingegen Diehl. Deren Umsatz mit Rüstungsgütern und -dienstleistungen stieg den Angaben zufolge binnen eines Jahres von umgerechnet 750 auf 870 Mio. US-Dollar. Diehl gelang damit der Sprung in die Top 100 auf Platz 99 (2020: Platz 109). Diehl Defence liefert nach eigenen Angaben Hightech-Ausrüstung in den Bereichen bodengebundene Luftverteidigung, Lenkflugkörper, Trainings- und Schutzsysteme sowie Munition. Der Konzern gab seinen Umsatz 2022 mit 810 Mio. Euro an.
Zehn Plätze nach oben auf Platz 69 kletterte im SIPRI-Ranking auch Hensoldt. Der Rüstungskonzern aus Taufkirchen ging 2017 aus der Elektroniksparte des Rüstungsgeschäftes von Airbus hervor. Hensoldt erwirtschaftete der Datenbank zufolge 92 Prozent des gesamten Umsatzes mit Rüstungsgütern und -dienstleistungen. Das war der dritthöchste Wert unter den größten deutschen Rüstungskonzernen. Der Militärumsatz stieg demnach innerhalb eines Jahres von 1,3 auf 1,6 Mrd. Dollar.
Rüstung mag bei Thyssenkrupp zwar nur ein Spartengeschäft sein. Dennoch reichten hier 2,4 Mrd. Dollar Umsatz für Platz fünf unter den größten deutschen Rüstungskonzernen (2020: 2,0 Mrd. Dollar). Das entsprach laut SIPRI gerade einmal sechs Prozent des Gesamtumsatzes des Industriekonzerns. Der stieg im internationalen Rüstungsranking vom 56. auf den 55. Platz.
Krauss-Maffei Wegmann firmiert nach einer Umstrukturierung im SIPRI-Ranking unter KNDS (KMW+Nexter Defense Systems). Dieses deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Amsterdam war durch den Zusammenschluss von KMW mit dem staatlichen französischen Rüstungskonzern Nexter entstanden. Produkte von KMW spielten nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine bei deutschen Waffenlieferungen eine große Rolle, darunter die Panzerhaubitze 2000 oder Panzer vom Typ Leopard. KNDS stieg neu auf Platz 44 des weltweiten Rankings ein (Umsatz: 3,0 Mrd. Dollar) und wies mit 95 Prozent den zweitgrößten Rüstungsanteil am Gesamtumsatz aus.
MBDA ist ein integriertes europäisches Rüstungsunternehmen. Es entstand als Joint Venture von Airbus, BAE Systems und Leonardo. Die Standorte befinden sich in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und im Vereinigten Königreich. MBDA gehört zu den Verlierern in diesem Ranking. Der Umsatz mit Rüstungsgütern und -dienstleistungen verringerte sich laut den Stockholmer Friedensforschern minimal auf 4,1 Mrd. Dollar. Das genügte für den Abstieg vom 30. auf den 32. Platz. MBDA war mit 99 Prozent Rüstungsanteil der am stärksten spezialisierte Militärausrüster des Rankings für Firmen mit deutscher Beteiligung.
Abwärts ging es im SIPRI-Ranking auch für den größten rein deutschen Rüstungskonzern. Rheinmetall fiel vom 29. auf den 31. Platz – und das trotz eines gestiegenen Militärumsatzes in Höhe von knapp 4,5 Mrd. Dollar (2020: 4,2 Mrd. Dollar). Rheinmetall machte zuletzt Schlagzeilen mit einer Kooperation mit den US-Unternehmen Lockheed Martin und Northrop Grumman. Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer wird Teile des Rumpfs des Kampfjets F-35 bauen. 35 Exemplare des Tarnkappen-Flugzeugs sollen die Tornado-Flotte der Bundeswehr ersetzen.
Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern ist hinter BAE Systems das größte Rüstungsunternehmen des Kontinents und kommt im aktuellen SIPRI-Ranking mit 12,0 Mrd. Dollar Militärumsatz auf Platz zwölf (2020: 11,3 Mrd. Dollar, Platz 14). Der Konzern (ehemals EADS) entstand im Jahr 2000 aus der Fusion der deutschen DaimlerChrysler Aerospace, der französischen Aérospatiale Matra und der spanischen CASA. Deutschland kontrolliert wie Frankreich elf Prozent von Airbus.