Der ostwestfälische Fleischkonzern Tönnies ist Mittelpunkt eines Corona-Clusters. Der Betrieb im Stammwerk in Rheda-Wiedenbruck steht still, normalerweise werden hier wöchentlich 140.000 Schweine geschlachtet. Für die Kreise Gütersloh und Warendorf verhängte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet Kontaktbeschränkungen, die noch bis zum 7. Juli gelten sollen.
Neben Tönnies kämpfen mehrere andere Schlachtbetriebe mit Corona-Ausbrüchen. Die umstrittenen Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischindustrie wurden in den letzten Jahren immer wieder thematisiert . Es sind vor allem ausländische Vertragsarbeiter, die auf engstem Raum zusammenarbeiten und in Sammelunterkünften auf engstem Raum wohnen. Abstand halten fällt hier schwer.
Tönnies und andere Fleischkonzerne wollen nun die Praxis der Werkverträge mit Subunternehmern beenden. Die Mitarbeiter sollen künftig direkt bei den Unternehmen angestellt werden. Auch was die Unterbringung anbelangt, versprechen die Konzerne Besserung. Auch die Politik macht Druck: Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will Werkverträge per Gesetz verbieten.
Was die künftigen Spielregeln für die Unternehmen und die gesamte Branche bedeuten, wird sich zeigen. Momentan sind die Kräfteverhältnisse eindeutig.
Das sind die größten deutschen Fleischkonzerne
Die größten Unternehmen der deutschen Fleischwirtschaft

#7 Müller-Gruppe
Die im württembergischen Birkenfeld ansässige Müller Gruppe erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von 964,8 Mio. Euro. Auch bei Müller gab es einen Corona-Ausbruch: Mehrere Hunderte Mitarbeiter wurden positiv getestet. Das Unternehmen steht seit Jahren in der Kritik wegen seines Umgangs mit Werkverträgen und der Unterbringung von Leiharbeitern.

#6 Rothkötter Gruppe
Rothkötter gehört zu den größten Geflügelfleischproduzenten in Deutschland. 1,12 Mrd. Euro setzte die Gruppe 2018 um. Auch bei Emsland Frischgeflügel, einem der Tochterunternehmen der Gruppe, wurden die Mitarbeiter auf Corona getestet. Hier gab es jedoch keine positiven Befunde.

#5 Heristo
Der Name Heristo dürfte nur Kennern geläufig sein, bekannter sind die Markennamen „Stockmeyer“, „Provital“ und „Ferdi Fuchs“. Produkte dieser Heristo-Marken sind in vielen Supermarktregalen zu finden. Neben Wurst stellt der Konzern auch Tiernahrung und Fischgerichte her. Der Umsatz soll 2017 bei 1,37 Mrd. Euro gelegen haben.

#4 PHW-Gruppe
Die gesamte PHW-Gruppe mit Sitz im niedersächsischen Visbek erwirtschaftete im Jahr 2018 2,58 Mrd. Euro. Zu den bekanntesten Marken der Gruppe gehören Wiesenhof und Bruzzler. Wöchentlich schlachtet die Gruppe rund 4,5 Millionen Hähnchen. Auch PHW hat Probleme mit dem Coronavirus: In einem Schlachthof in Wildeshausen haben sich Dutzende Mitarbeiter mit dem Virus infiziert.

#3 Westfleisch
Das Schlachtunternehmen mit Sitz in Münster schlachtet 7,7 Millionen Schweine jährlich. 2018 lag der Umsatz des Unternehmens bei 2,6 Mrd. Euro. Auch Westfleisch stand bereits wegen der Beschäftigung von Subunternehmen in der Kritik. Nach Corona-Fällen in Schlachthöfen von Westfleisch will das Unternehmen die Werkverträge nun abschaffen.

#2 Vion
Der niederländisch-deutsche Konzern erzielte 2019 einen Umsatz von 2,9 Mrd. Euro Umsatz. Vion produziert an 29 Standorten in den Niederlanden und Deutschland. In einem niederländischen Schlachthof kam es zu einem Corona-Ausbruch. Da viele der dort Beschäftigten in Deutschland wohnten, hatte das auch Auswirkungen diesseits der Grenze. Vion beliefert Supermärkte mit Fleisch unter der Marke „Food Family“. Außerdem bezieht die Fast-Food-Kette Burger King Fleisch von Vion. Außerdem vertreibt das Unternehmen auch Marken wie „100% Bio“ und „100% Halal“.

#1 Tönnies
Tönnies ist Deutschlands größter Fleischkonzern mit einem Umsatz von zuletzt 6,65 Mrd. Euro. Jährlich werden 16,7 Millionen Schweine in den Schlachthöfen des Unternehmens getötet, Tönnies ist damit die klare Nummer eins in Deutschland. Hauptsitz des Unternehmens ist Rheda-Wiedenbrück, wo es jetzt zu dem Corona-Ausbruch kam. Zudem gibt es acht zusätzliche Produktionsstandorte in Deutschland. Tönnies beliefert Einzelhandelsketten wie Aldi, Lidl und Rewe. Zu den bekanntesten Marken des Konzerns gehören Böklunder, Zimbo, Gutfried und Hareico.