Es gab Zeiten, da war die Commerzbank totsicher bei jedem zweifelhaften und verlustträchtigen Geschäft dabei. Ob es Immobilien waren oder Schiffskredite, griechische Staatsanleihen oder Darlehen für das Pleiteunternehmen Arcandor – immer gehörte Deutschlands zweitgrößte Privatbank zu den Dummen. Und wenn man als sich als Aktionär der Bank freute, dass ein großes Problem endlich abgehakt war, entdeckte man das nächste. So geht es seit nunmehr zehn Jahren – und ein Ende ist leider nicht abzusehen . Wie die Commerzbank letzten Donnerstag bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen verkündete, hängt sie offenbar auch im größten Steuerbetrug der deutschen Geschichte – den sogenannten Cum-Ex-Geschäften – mit drin. Lange hatte sich die Bank gewehrt, in diesem Fall Vorsorge für mögliche Steuernachzahlungen und Strafen zu treffen. Nun bildet sie erstmals Rückstellungen – allerdings nur in der lächerlichen Größenordnung von 10,5 Mio. Euro.
Höhere Rückstellungen kann sich die Bank offenbar nicht leisten. Denn die Geschäfte laufen nicht gut. Einen Gewinn kann das Institut nur deshalb ausweisen, weil sie den Verkauf ihres Hochhausturms in Frankfurt und zweier Beteiligungen in der Quartalsbilanz verbucht. Bereinigt um diese Sondereffekte fielen die Erträge um neun Prozent. Von ihren Aktionären fordert der Vorstand der Commerzbank deshalb mal wieder Geduld. Es dauere eben seine Zeit, bis der vor einem Jahr beschlossene Umbau der Bank greife. Dieses Argument kennt man schon – schließlich ist die jetzige Reorganisation der Bank mindestens die dritte oder vierte seit dem Beginn der Bankenkrise vor zehn Jahren.
Wie steht es wirklich um die Commerzbank
Wer sich ein wirkliches Bild verschaffen will, wo es bei der Commerzbank hakt, sollte sich nicht die Quartalszahlen anschauen, sondern die langfristige Entwicklung des Instituts. Seit 2012 sind die Erträge der Commerzbank nicht mehr gewachsen. Damals verbuchte die Bank 9,859 Mrd. Euro, 2016 waren es 9,399 Mrd. Euro. Die Gesamtkosten pendelten in diesem Zeitraum fortlaufend um die 7 Mrd. Euro – eine nachhaltige Kostensenkung gab es trotz aller Umbauten nicht. Was erheblich schwankte in diesen Jahren war die Risikovorsorge: Sie lag mal bei 1,747 Mrd. Euro (2013), mal bei nur 696 Mio. Euro (2015). Je nachdem wie viel Geld die Bank jeweils zurücklegte, veränderte sich das Jahresergebnis erheblich.
Nun ist aber die Risikovorsorge der Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung, den man von außen am allerschwierigsten beurteilen kann. Der Spielraum des Vorstands ist – trotz aller gesetzlichen Vorgaben – immer noch groß. Ob eine Bank tatsächlich genügend Vorsorge getroffen hat, stellt sich immer erst nach zwei, drei Jahren heraus. Wie gut oder wie schlecht es der Commerzbank wirklich geht – wir wissen es nicht.
Klar ist nur: Eine nachhaltige Wende zum Besseren ist beim besten Willen nicht erkennbar. Für den Steuerzahler heißt das: Der Bundesfinanzminister wird das Geld, das er vor fast zehn Jahren in eine Beteiligung an der Commerzbank steckte, wohl nie wiedersehen.