Die deutsche Wirtschaft als Einkaufsparadies für chinesische Investoren auf Patent- und Know-how-Fang – ist diese Zeit nun vorbei? Jedenfalls befasst sich die deutsche Regierung mit dem Thema intensiv, künftig sollen die Hürden bei bestimmten Übernahmen höher werden. Capital blickt noch einmal zurück auf wichtige chinesische Übernahmen in Deutschland.
#6 Ledvance: 2015 war es beschlossene Sache: Die Osram Licht AG lagert ihr traditionelles Lampengeschäft mit rund einem Drittel der Belegschaft aus. Im Juli 2016 ging das eigenständige Unternehmen Ledvance an den Start. Wenige Tage später wurde bekannt, dass die Firma verkauft wird. Seit 3. März 2017 gehört Ledvance dem chinesischen Investmentkonsortium, bestehend aus dem strategischen Investor IDG Capital, dem LED-Hersteller MLS CO., LTD. und Yiwu State-Owned Assets Operation Center. Kostenpunkt: rund 500 Millionen Euro.
#5 Krauss-Maffei: Es war der bis dato teuerste Kauf eines deutschen Unternehmens durch chinesische Investoren und läutete das große Übernahmejahr 2016 ein. Im Januar verkaufte der kanadische Finanzinvestor Onex den Münchener Spezialmaschinenbauer Krauss-Maffei für 925 Millionen Euro an die staatliche chinesische National Chemical Corporation (ChemChina). Dabei handelte es sich wohlgemerkt nicht um den Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann, sondern um den Kunstoffmaschinenspezialisten, der mit dem Rüstungskonzern lediglich gemeinsame Wurzeln teilt. 2016 gaben chinesische Unternehmen in Deutschland die Rekordsumme von rund 13 Milliarden Dollar aus, im Jahr zuvor waren es gerade einmal 900 Millionen Dollar gewesen. Das ergab eine Analyse der Beratungsgesellschaft Ginkgo Tree für die „Welt am Sonntag“. Demnach gingen über 50 Prozent der Investitionen in die traditionell starken deutschen Branchen der Industrieausrüster und Maschinenbauer.
#4 Wind MW: Nach Solarzellen nun die Windkraft: Im Sommer 2016 übernahm China Three Gorges den Offshore-Windpark „Meerwind“ nördlich von Helgoland. Der weltweit größte Wasserkraftproduzent kaufte der US-Beteiligungsfirma Blackstone ihre 80 Prozent der Anteile an der Betreibergesellschaft Wind MW ab. Der Vertrag wurde in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang in Peking unterzeichnet. Der Wert des Deals wird auf etwa 1,2 Milliarden Euro geschätzt.
#3 EEW Energy from Waste: Bereits im Februar 2016 gab es einen neuen Übernahmerekord zu vermelden. Die chinesische Holding Beijing Enterprises kaufte für 1,438 Milliarden Euro den Abfallkonzern EEW Energy from Waste aus Helmstedt. Das war nach Angaben des bisherigen Eigentümers, des schwedischen Investors EQT, die bislang größte chinesische Direktinvestition in ein deutsches Unternehmen.
#2 Ista International: Ganz andere Dimensionen hatte der Kauf des Energiedienstleisters Ista International mit Sitz in Essen. Der ging im Sommer 2017 für 4,5 Milliarden Euro an zwei Unternehmen des chinesischen Milliardärs Li Ka-shing. Der Unternehmer wird aktuell vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ als der 19. reichste und 33. mächtigste Mensch der Welt geführt. 2017 war eine solche gewaltige Übernahme allerdings kein Schock mehr. Den hatte es bereits ein Jahr zuvor gegeben.
#1 Kuka AG: Diese Übernahme schreckte auf. Im Sommer 2016 übernahm der chinesische Midea-Konzern für 4,5 Milliarden Euro rund 95 Prozent der Anteile am Augsburger Roboterbauer Kuka. Der Mega-Deal schürte Befürchtungen, hier werde strategisch wichtige Technologie einfach an die ausländische Konkurrenz verkauft. Schließlich setzt die chinesische Regierung mit ihrem Modernisierungsprogramm „Made in China 2025“ verstärkt auf Übernahmen auch in Deutschland. Zumindest für die Belegschaft war der Deal offenbar kein Weckruf mit Folgen. „Nach einem Jahr mit dem neuen Eigentümer Midea ist von Angst bei Kuka nichts zu spüren“, berichtete der Bayerische Rundfunk Ende 2017.