Lebensqualität ist höchst individuell und daher schwer messbar. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) versucht seit 2011, in ihrem „Better Life Index“ die Lebensverhältnisse in ihren Mitgliedsstaaten abzubilden und vergleichbar zu machen. Ziel ist dabei nicht in erster Linie eine definitive Rangliste. Nutzer der interaktiven Plattform werden aufgefordert, die Index-Kriterien aus den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Umwelt nach ihren persönlichen Bedürfnissen neu zu gewichten. „Auf diese Weise erfahren sie, wo auf der Welt sie die besten Chancen hätten, ein Leben zu führen, das ihren persönlichen Vorstellungen von Glück und Zufriedenheit entspricht“, erklärte die Organisation.
Faktoren für Lebensqualität
Der „Better Life Index“ setzt sich aus diesen Kategorien zusammen:
- Wohnverhältnisse (Kosten, Zimmer pro Bewohner, Anschluss an Kanalisation)
- Einkommen (Netto-Haushaltsvermögen, verfügbares Einkommen vor Steuern)
- Beschäftigung (Jobsicherheit, Einkommensniveau, Arbeitslosenquote, Beschäftigungsrate)
- Gemeinsinn (privates soziales Sicherheitsnetz aus Familie, Freunden)
- Bildung (Bildungsniveau, PISA-Ergebnisse)
- Umwelt (Qualität von Wasser und Luft)
- Zivilengagement (Wahlbeteiligung, Bürgerbeteiligung bei Gesetzen)
- Gesundheit (Lebenserwartung, individuelle Einschätzung des Gesundheitszustands)
- Lebenszufriedenheit (individuelle Einschätzung)
- Sicherheit (Mordfälle, persönliches Sicherheitsempfinden)
- Work-Life-Balance (Freizeit pro Tag, Zahl der Überstunden)
„Der Index beschreibt die allgemeine Lebensqualität in jedem Land, liefert aber auch Ergebnisse zu Einzelindikatoren, aus denen sich die elf Themenfelder zusammensetzen. Darüber hinaus zeigt er, wie sehr sich die Situation von Frauen und Männern in manchen Bereichen unterscheidet oder auch das Leben von Personen mit höherem und niedrigerem sozialen Status“, teilte die OECD mit.
Gutes Leben in der OECD
Die Daten stammen den Angaben zufolge hauptsächlich aus amtlichen Quellen. Dazu gehören laut OECD eigene Datenbanken sowie Statistiken der Vereinten Nationen und der einzelnen Länder. Einige Indikatoren basieren demnach auch auf dem Gallup World Poll, einer regelmäßig in über 140 Ländern durchgeführten Umfrage. Der „Better Life Index“ berücksichtigt aktuell die 37 Mitgliedsstaaten der OECD sowie drei zentrale Partnerländer (Brasilien, Russland und Südafrika). Die Aufnahme weiterer Partnerstaaten wie China und Indien ist geplant.
Diese Länder bieten laut der OECD die beste Lebensqualität:
#10 USA
Die USA belegen im „Better Life Index“ der OECD derzeit Platz zehn. Sie punkten demnach vor allem bei wirtschaftlichen Indikatoren wie Wohnverhältnisse (Platz eins, im Durchschnitt 2,4 Zimmer pro Person), Einkommen (Platz zwei hinter Luxemburg) und Beschäftigung (Platz vier). Am schlechtesten schnitten die Vereinigten Staaten bei Sicherheit und Work-Life-Balance ab.
#9 Finnland
Finnland ist nahezu das Gegenteil der USA. Ökonomisch reicht es im OECD-Ranking nur für das Mittelfeld. Dafür glänzt Finnland bei Bildung, Gemeinsinn, Sicherheit und Umwelt. In puncto Lebenszufriedenheit erreichten die Finnen als einzige der 40 untersuchten Nationen die Bestmarke von 10,0 Punkten. Die schlechtesten Werte gab es beim Zivilengagement (5,2 Punkte) und dem Einkommen (3,7 Punkte).
#8 Schweden
Schweden schneidet im Gegensatz zu den USA und Finnland in allen untersuchten Kategorien mindestens ordentlich ab. Den schlechtesten Wert gab es beim Einkommen. 4,6 Punkte reichten auf dem insgesamt niedrigen Niveau aber immer noch für Platz zwölf. Die schlechteste Platzierung erreichte Schweden beim privaten Sicherheitsnetz. Hier reichte es nur für das Mittelfeld.
#7 Niederlande
Die beste Work-Life-Balance in der OECD und Platz drei beim zivilen Engagement verhelfen den Niederlanden zu Platz sieben. Für die Top 10 reicht es auch bei Jobs, Wohnverhältnissen, Lebenszufriedenheit und Sicherheit. Nur im Mittelfeld landet unser Nachbar beim Einkommen.
#6 Schweiz
Viel Licht und etwas Schatten prägt das Bild der Schweiz im „Better Life Index“ der OECD. Platz zwei bei der Beschäftigung, Platz drei beim Einkommen und viele weitere Platzierungen in den Top 10 ergeben am Ende Platz sechs. Das größte Manko sehen die Autoren beim Zivilengagement. Hier liegt die Schweiz unter den 40 analysierten Ländern auf dem achtletzten Platz.
#5 Dänemark
Dänemark landet in acht von elf Kategorien in den Top 10. Darunter sind zwei dritte Plätze für Gemeinsinn und Zufriedenheit. Lediglich für das Mittelfeld reicht es hingegen bei Wohnverhältnissen, Gesundheit und Einkommen. Dänen haben demnach jährlich im Schnitt nur 29.606 US-Dollar zur freien Verfügung, 4000 Dollar weniger als im OECD-Durchschnitt. Das Netto-Vermögen pro Haushalt wurde auf nur 118.637 Dollar geschätzt (OECD: 408.376 Dollar).
#4 Kanada
Kanada führt die Kategorie „Gesundheit“ im OECD-Ranking an. Die schlechteste Platzierung fuhr das nordamerikanische Land mit Platz 21 bei der Work-Life-Balance ein. Ansonsten reichte es fast immer für einen Platz in den Top 10.
#3 Island
Island ist die erste Nation dieser Top 10, das mehr als einen ersten Platz in den Unterkategorien erreichen konnte. Das gelang dem Zwergstaat am Nordpolarkreis bei Jobs, Gemeinschaftssinn und Umwelt. In puncto Sicherheit musste es sich nur Norwegen geschlagen geben. Dafür landeten die isländischen Wohnverhältnisse im unteren Drittel. Der achtletzte Rang war es bei der Work-Life-Balance.
#2 Australien
Australien belegt derzeit (Stand: Februar 2021) Platz zwei im „Better Life Index“ der OECD. Es schaffte zwar nur einen ersten Platz (Zivilengagement). Dafür fielen die übrigen Ergebnisse entsprechend gut aus. Zwei Ausnahmen gab es jedoch: Sicherheit und Work-Life-Balance. Dort landete Australien im unteren Drittel und musste so dem Sieger den Vortritt lassen.
#1 Norwegen
Norwegen bietet nach Ansicht der Autoren in der OECD die beste Lebensqualität. Ein erster Platz (Sicherheit) und drei zweite Plätze (Umwelt, Wohnverhältnisse und Lebenszufriedenheit) unterstreichen das. Nur für die Top 20 hat es in zwei Kategorien gereicht: Bildung und Zivilengagement. Deutschland rangiert im „Better Life Index“ auf Platz 15 im oberen Mittelfeld.
Kennen Sie schon unseren Newsletter „Die Woche“? Jeden Freitag in ihrem Postfach – wenn Sie wollen. Hier können Sie sich anmelden