Diese Autos befinden sich im Museum von Friedhelm Loh
Im Nationalen Automuseum „The Loh Collection“ werden ab Ende Juli über 150 Fahrzeuge von 1895 bis heute präsentiert. Gründer ist der deutsche Unternehmer und Milliardär Friedhelm Loh, der dort seine private Autosammlung präsentiert. Viele der Autos haben kulturhistorische Bedeutung, mit einigen wurde sogar Geschichte geschrieben, zum Beispiel mit dem Rennwagen, den Michael Schumacher bei seinem ersten WM-Titel für Ferrari fuhr. Dabei sind aber auch Massen-Kleinwagen aus der Wirtschaftswunderzeit, Manufaktur-Einzelstücke, wie der Maybach Exelero, und modernste Sportwagen. „Als ich vor Jahrzehnten aus Bewunderung für die Leistungen der Ingenieure und Designer mit dem Aufbau meiner Sammlung begonnen habe, war ihr heutiger Umfang noch nicht abzusehen“, sagt Loh über seine Sammlung. „Diese einzigartigen Autos stehen für Mut, Innovationskraft, wegweisendes Design, Handwerkskunst und Liebe zum Detail. All das soll Interessierte anregen, erfreuen und unterhalten.“
Die Bandbreite der Fahrzeuge ist groß: Dieser originale Benz Victoria aus dem Jahr 1895 erinnert noch mehr an eine Kutsche als an ein Auto. Es ist das älteste Fahrzeug im Museum. „Wir heben uns von Werksmuseen ab, die manchmal Beschränkungen haben“, sagt der Geschäftsführer des Museums, Florian Urbitsch. „Wir können hier alle Marken, Baujahre und Segmente zeigen.“
Das Museum selbst spricht in einer Mitteilung bereits von „einer der spektakulärsten Autosammlungen der Welt“, die es bald dort zu sehen geben soll. Eines der wichtigsten Ausstellungsstücke und für die deutschen Besucher vermutlich der emotionalsten ist dieser Ferrari: Im Jahr 2000 fuhr die deutsche Formel-1-Legende Michael Schumacher mit diesem Rennwagen zu seinem ersten Weltmeistertitel für Ferrari.
Das Nationale Automuseum befindet sich im hessischen Ewersbach zwischen Köln, Frankfurt a. M. und Kassel. Die Fahrzeuge werden dort in den alten Industriehallen einer Kesselfabrik auf insgesamt 7.500 Quadratmetern präsentiert. Loh kaufte 2015 das gesamte Fabrikgelände. Auf einem Teil entstanden Gebäude für sein Unternehmen Rittal, auf dem anderen fand er Platz für seine Autos. Nun ist dort das Museum eingerichtet, mit Kulissen rekonstruierter Werkstätten oder nachgestellter Straßen. Die Idee für die bunten Graffitis sei Loh auf seinen Reisen gekommen.
Der Unternehmer Friedhelm Loh gilt als einer der reichsten Deutschen. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen aktuell auf knapp 10 Mrd. Euro. Er ist Eigentümer der Loh-Unternehmensgruppe, zu der etwa 100 Tochtergesellschaften und 12.000 Angestellte gehören. Das größte Unternehmen Rittal gilt als weltweit führend beim Bau von Schaltschränken. Loh wurde 1946 im Siegerland geboren und wuchs in Hessen auf, unweit seines heutigen Museums. Autos soll er schon seit über 30 Jahren sammeln, vor allem weil er technikbegeistert ist. Wenn er sich aber für eine Lieblingsmarke entscheiden müsste, sagt Urbitsch, wäre es Bugatti.
Neben dem Schumacher-Ferrari steht auch der erste Ferrari von Niki Lauda im Nationalen Automuseum. Als der österreichische Rennfahrer 1974 als Nachwuchstalent zum italienischen Rennstall kam, war dieser Ferrari 312 BR sein erstes Auto. In den folgenden Jahren wurde er drei Mal Formel-1-Weltmeister, zwei Mal mit Ferrari.
Die Sammlung umfasst auch viele Autos der Vorkriegszeit. Der rot-weiße Mercedes hier links im Bild stammt aus den 1930er Jahren. Von diesem Modell wurden nur 33 Stück gebaut, berichtet Urbitsch. Der Wagen, der im Museum stehe, sei einer von nur drei, die von Mercedes als vollständig original zertifiziert wurden.
Neben historischen Fahrzeugen gehören auch Prototypen zu Lohs Sammlung. Von diesem Mercedes CLK GTR wurden nur 20 Stück gebaut. Im Nationalen Automuseum steht der 0. beziehungsweise 21., der Prototyp des Autos. Er wurde zu Presse- oder Kundenvorführungen genutzt.
Ein von Weitem sichtbares Element der Ausstellung ist ein überdimensionaler Setzkasten, bestückt mit echten Autos. Das System werde eigentlich in unterirdischen Parkhäusern eingesetzt, erklärt Urbitsch. Die Halle im Museum habe eine große Höhe, die man so gut nutzen könne. Außerdem könnten die Autos so leicht ausgetauscht werden. „Erfreulicherweise haben wir noch mehr Autos, mit denen wir das Museum interessant halten können“, sagt er. So seien zum Beispiel regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen geplant.
In der Sonderausstellung zur Eröffnung des Museums geht es um das berühmte Langstreckenrennen der 24 Stunden von Le Mans, das in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist. Das Museum zeigt dazu über 20 Original-Rennwagen aus den Jahren 1928 bis in die Neuzeit. In diesem Bild ist rechts ein gelber Porsche 917 K zu sehen, der 1970 in Le Mans gefahren ist. Der rote Ferrari 412 P war 1966 und 1967 in Le Mans dabei und gewann 1967 mit der Startnummer 26 die 24 Stunden von Daytona.
Der Bentley 4 1/2 L links im Bild trat schon 1928, 1929 und 1931 in Le Mans an und wurde früher unter anderem von Tim Birkin gefahren, einem der berühmten „Bentley Boys“. Der Bentley EXP Speed 8 (rechts) wurde über 80 Jahre später, 2011, Gesamtdritter in Le Mans und Sieger in seiner Klasse. An besondere Autos wie diese und die meisten anderen der Sammlung komme man nur über gute Kontakte in der Sammlerszene, erzählt Urbitsch.
Ein besonderes gestalterisches Element im Museum ist die Steilkurve. Sie ist der Rennstrecke von Indianapolis nachgeahmt, die besser als „Brickyard“ bekannt ist. Statt wie in echt aus Ziegeln besteht die Straße im Automuseum aber aus Holzklötzchen. Darauf steht zum Beispiel auch ein Jaguar XKSS (Mitte hinten in weiß), von dem nur 17 Stück gebaut wurden. Einer der berühmtesten Fahrer dieses Modells war der US-Schauspieler Steve McQueen.
In die Steilkurve reiht sich auch dieser Mercedes 300 SL Flügeltürer aus dem Jahr 1955. Er ist einer von nur 29 Stück, die statt mit einer Stahl-Karosserie mit einer Aluminium-Karosserie gebaut wurden. Im Museum sind aber nicht nur alte Mercedes zu sehen, sondern auch modernste Sportwagen, zum Beispiel ein SLR McLaren Stirling Moss oder ein AMG aus dem Jahr 2023.