Bekleidung wird immer mehr zum Konsumartikel. Kein Wunder, bei diesen Kampfpreisen. Wenn ein T-Shirt weniger kostet als ein Brot beim Biobäcker, lässt es sich umso sorgloser shoppen. Die Folge: Zugemüllte Kleiderschränke, deren Ausmisten Expertinnen à la Marie Kondo zur Wissenschaft erheben. Laut einer Umfrage unter 2000 Frauen im Vereinigten Königreich wird ein Kleidungsstück im Durchschnitt gerade einmal sieben Mal getragen.
Die Kaufwut der Konsumenten macht Modeketten zu einigen der wichtigsten Marken der Welt. Die Liste der wertvollsten Modemarken zeigt aber auch den entgegengesetzten Trend. Kunden greifen für Markennamen oder ein spezielles Lifestyle-Image gern sehr tief in die Tasche.
Die Marketingfirma Millward Brown listet in ihrem BrandZ-Index „Global Top 100 Brands 2018“ die wertvollsten Marken der Welt auf. Dafür werden nach Unternehmensangaben der aktuelle Marktwert, die künftigen Umsätze und der Stellenwert beim Kunden berücksichtigt. Es geht hier also nicht um den Gesamtwert des Markeninhabers, auch wenn die Namen der Marke und des Unternehmens identisch sind. Noch etwas ist beim BrandZ-Moderanking zu beachten. Luxusmarken wie Gucci oder Louis Vuitton bilden ein eigenes Segment. Auch das verstärkt den Billigfaktor dieser Rangliste.
Neun Modemarken haben sich in der Rangliste der 100 führenden Marken der Welt platziert. Den Anfang macht Massimo Dutti. Das spanische Unternehmen wurde 1985 gegründet und gehört seit 1991 zur Inditex Gruppe. Es gibt mehr als 680 Läden in über 60 Ländern. Der BrandZ-Index 2018 schätzt den Markenwert von Massimo Dutti auf 2,82 Milliarden Dollar.
Asos hat das Mode-Onlineshopping modernisiert. Das britische Unternehmen punktet mit einer riesigen Auswahl, schneller Lieferung und kurzen Videoclips, in denen Models die Kleidung vorführen. Da übersieht der Kunde vielleicht schon mal, dass so mancher Artikel hier sehr viel teurer ist als bei der Konkurrenz. Mit einem Markenwert von 3,98 Milliarden Dollar liegt Asos auf Platz acht.
Under Armour ist hierzulande eher Insidern ein Inbegriff. Der US-Sportartikelhersteller wurde 1996 vom damals 24-jährigen Studenten Kevin Plank (Bild) im Keller seiner Großmutter gegründet. Plank war unzufrieden mit den Trikots seiner College-Football-Mannschaft. Er entwickelte Thermo-Funktions-Shirts, die sich zu Bestsellern entwickelten und auch von Soldaten im Auslandseinsatz getragen wurden. Heute setzt Under Armour jährlich mehr als 4,8 Milliarden Dollar um. Der Markenwert wird auf 3,16 Milliarden Dollar geschätzt.
In Nordamerika gelten Leggings auch jenseits des Fitnessstudios als völlig akzeptables Kleidungsstück. Das hat zum Wohlfühl-Siegeszug der Marke Lululemon beigetragen. Das kanadische Unternehmen ist vor allem für hochpreisige Yoga-Bekleidung bekannt und mit dem Konzept auch in Deutschland vertreten. Ein Paar Leggings kostet locker um die 100 Euro. Der BrandZ-Index 2018 beziffert den Markenwert auf 3,91 Milliarden Dollar.
Luxus und Understatement zu erschwinglichen Preisen – mit diesem Konzept ist Uniqlo zu einem der weltweit führenden Fast Retailer aufgestiegen. Die Marke des 1949 gegründeten, japanischen Unternehmens soll aktuell 8,17 Milliarden Dollar wert sein. Ramsch-Ecken wie bei der Konkurrenz sind in den Uniqlo-Läden nicht zu finden. Viele Kleidungsstücke sind eingeschweißt, in der Umkleide stehen für die Anprobe Muster bereit.
1947 eröffnete der schwedische Unternehmer Erling Persson sein erstes Geschäft. Angeboten wurde nur Bekleidung für Damen, daher der Name „Hennes“ (für sie). 1968 übernahm das Unternehmen den Herrenausstatter Mauritz Wildforss. Der Name Hennes & Mauritz war geboren. H&M ist nach Inditex das zweitgrößte Modeketten-Unternehmen der Welt. Zum Konzern gehören noch die Marken COS, & Other Stories sowie Monki. Die Stammmarke H&M ist laut BrandZ aktuell 8,88 Milliarden Dollar wert.
Auch Deutschland spielt bei den Branchenriesen des Modegeschäfts mit. Adidas schafft es laut dem BrandZ-Index mit einem Markenwert von 12,46 Milliarden Dollar auf Platz drei. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ bezifferte den Börsenwert des Sportartikelherstellers aus Herzogenaurach zuletzt auf rund 46 Milliarden Dollar. Adidas feiert im August 70. Geburtstag.
Mit Platz zwei geht es sprunghaft nach oben. Zara ist laut BrandZ 26,86 Milliarden wert. Alles begann 1975 mit einer Boutique im spanischen A Coruña. Firmengründer Amancio Ortega machte daraus eine weltumspannende Modekette, die zum Kern seines Konzerns Inditex wurde. Zara ist dafür bekannt und berüchtigt, Trends von den Laufstegen umgehend in die Geschäfte zu bringen – teils noch schneller als die Designer selbst. Ortega wurde damit zu einem der reichsten Menschen der Welt. Er belegt in der aktuellen „Forbes“-Milliardärsliste Platz sechs und ist damit der reichste Europäer.
Unangefochtene Nummer eins der wertvollsten Modemarken ist laut BrandZ der US-Sportartikelhersteller Nike. Der Markenwert wird auf 38,48 Milliarden geschätzt. Das entsprach ziemlich genau dem Jahresumsatz 2018. Unter allen 100 Marken im BrandZ-Index schafft es Nike auf Platz 29. Damit soll die Marke noch wertvoller sein als PayPal, Walmart und Toyota.