Strömen die Menschen jetzt zu Beginn des Jahres in die Fitness-Studios und damit auch zu Ihnen?
MORITZ KREPPEL: Das merkt man natürlich schon. Die guten Vorsätze nach Weihnachten machen sich schon bemerkbar. Wir haben aber auch Freibäder im Angebot, weshalb auch im Sommer viele Mitglieder dazukommen.
Es gab durch die Pandemie einen starken Einbruch in der Fitness-Branche – auch bei Urban Sports Club. Sind die Kundinnen und Kunden jetzt alle wieder da?
Covid war die absolute Pause. 12.000 Studios von einem auf den anderen Tag geschlossen. Jetzt danach merken wir, dass die Leute noch mehr sehen, wie wichtig Gesundheit und Sport sind.
Urban Sports Club bezeichnet sich inzwischen als profitabel. Es wurde aber auch eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen, immerhin 95 Mio. Euro wurden eingesammelt. Was soll damit geschehen?
Wir wollen vor allem den Firmensport ausbauen. Es kommen inzwischen ganz viele neue Unternehmen hinzu, die so ein Fitness-Abo bei sich anbieten wollen. Nicht mehr nur Start-ups und Tech-Firmen, sondern auch große Dax-Konzerne oder die Bäckerei in der Nachbarschaft. Da wollen wir weiter wachsen. Außerdem stecken wir Geld in die Technologie, um zum Beispiel die App weiter zu verbessern.
Die Plattform hat inzwischen 7000 Unternehmen unter Vertrag. Wie werden da die Preise festgelegt?
Es gibt, grob gesagt, zwei Tarife. Entweder die Firma legt einen frei wählbaren Betrag fest, mit dem sie den Sport der Mitarbeitenden unterstützt, und der wird dann bei jeder Anmeldung fällig. Oder sie entscheidet sich für einen Komplett-Tarif. Dabei legt die Firma einen Zuschuss für alle Mitarbeitenden fest, unabhängig davon, ob die sich anmelden oder nicht. Da gibt es dann ein klar absehbares Budget.
Was haben die Studios eigentlich von der Zusammenarbeit mit Urban Sports Club? Jenseits der Kunden, die kommen?
Wir bieten den Studios eine Software an, mit denen sie ihren gesamten Betrieb managen können. Von Mitgliedern über Bezahlung bis hin zu Trainern. Das läuft übers Web oder eine App. Da sind Kurspläne und Buchungsmöglichkeiten drin. Außerdem entwickeln wir mit den Studios zusammen neue Konzepte. Wir wollen niemals zum Studiobesitzer werden, da halten wir uns raus. Aber wir wollen den Studios ermöglichen, weiter zu expandieren.
Bei Urban Sports Club fallen viele Daten an, man sieht, wo wer welchen Sport treibt und wie oft. Inwieweit können diese Daten genutzt werden?
Wir können und sie Daten aggregiert und anonymisiert anschauen und zum Beispiel feststellen, welcher Sport im Berliner Stadtteil Kreuzberg besonders beliebt ist. Diese Daten können wir den Studios zur Verfügung stellen und sie damit bei neuen Konzepten beraten.
„Köln ist wahrscheinlich die sportlichste Stadt in Deutschland“
Kann man anhand dieser Daten auch etwas über das Sport- und Trainingsverhalten der Deutschen sagen?
Wir können sagen, welche Sportarten in welchen Städten besonders beliebt sind. Oder wo mehr und wo weniger Sport betrieben wird.
Und was kommt da raus?
Berlin ist die Yoga-Hauptstadt, das ist ganz klar. München ist mehr Fitness. Köln ist wahrscheinlich die sportlichste Stadt in Deutschland. Je weiter man in den Süden geht, desto wichtiger wird Padel-Tennis und Outdoor. An den Küsten ist natürlich Surfen wichtiger.
Manche Studio-Betreiber beschweren sich, dass ihnen durch die App zu viel Umsatz weggenommen wird. Da sie die Geräte stellen und das finanzielle Risiko haben. Und Urban Sports Club fischt die Sahne weg. Was entgegnen Sie dem?
Natürlich ist es so, dass wir den Markt disruptieren. Nehmen wir den Jahresanfangs-Effekt: Anfang Januar sind die Leute da, drei Wochen später nicht mehr. Früher gab es Zweijahresverträge, aber das klappt mit unserem Modell nicht mehr. Wenn ich es als Studio nicht schaffe, die Leute zum Wiederkommen zu bewegen, dann verdiene ich nichts.
Weil die Studios pro Besuch verdienen.
Richtig. Die Studios haben also eher das gleiche Interesse wie das Mitglied, das dann einen besseren Service bekommt. Wir übernehmen aber auch viel Arbeit für die Studios. Wir machen die Vermarktung, wir kümmern uns um die Bezahlungsprozesse und die Mitgliederwerbung.
Aber die Studios müssen sich um das eigentliche Geschäft kümmern. Ist das nicht ein bisschen ungleich verteilt?
Es muss eine Partnerschaft sein, die sich für beide lohnt. Wir können dem Studio ja Sicherheit geben, weil Umsatz kommt, wenn es bei Urban Sports Club mitmacht. Aber klar: Man muss mit den Besuchen von uns mehr verdienen als ohne sie. Worum es doch geht, ist: Wir hatten vor Covid zwölf Millionen Mitglieder in Fitness-Studios. Jetzt sind wir bei etwa elf Millionen. Das sind viel zu wenig. Es müsste auf 20 Millionen kommen.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
- wie die Angebote geprüft werden,
- was Kreppel von der Kritik an der Plattform hält,
- in welchen Ländern es das Angebot noch gibt.
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