15 Stunden täglich zur freien Verfügung – von diesem Durchschnittswert für Vollzeitbeschäftigte in der OECD können viele Menschen nur träumen. In den Negativ-Spitzenreitern dieser Rangliste gibt es etwa täglich drei Stunden weniger Freizeit und jeder dritte Berufstätige arbeitet mindestens 50 Stunden pro Woche.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung untersucht in ihrem „Better Life Index“ unter anderem, wie unterschiedlich die Work-Life-Balance weltweit ausfällt. Dafür wurden die täglichen Arbeitszeiten von Berufstätigen in den 37 Mitgliedsstaaten sowie den drei zentralen Partnerländern Brasilien, Russland und Südafrika verglichen. Als Freizeit gelten hier die Stunden, die einem Vollzeitbeschäftigten bleiben für schlafen, essen, Hobbys, Familie und Freunde.
Diese Länder haben die schlechteste Work-Life-Balance
#10 Australien
Australier gelten als entspanntes Volk. Das positive Image trifft laut der OECD aber nicht auf die Work-Life-Balance zu. 13 Prozent der Beschäftigten arbeiten laut der Organisation mindestens 50 Stunden pro Woche. Damit belegt Australien in dem Vergleich von 40 Ländern Platz 31. Ein australischer Vollzeit-Beschäftigter hat im Durchschnitt 14,4 Stunden oder 60 Prozent des Tages zur freien Verfügung. Auch hier lag das Land unter dem OECD-Mittelwert. Nachbar Neuseeland kam übrigens auch nur auf Platz elf.
#9 Südafrika
In Südafrika arbeiten 18 Prozent der Beschäftigten laut OECD sehr viel. Das bedeutete unter 40 Nationen Platz 36. Mit 14,9 Stunden Freizeit pro Tag kam das Land aber fast auf den OECD-Durchschnitt.
#8 Island
Isländer haben weniger Freizeit (14,1 statt 15,0 Stunden täglich) und arbeiten häufiger sehr viel (15 statt 11 Prozent) als der durchschnittliche OECD-Erwerbstätige. Das bedeutete auf der Liste der Länder mit der schlechtesten Work-Life-Balance Platz acht.
#7 Chile
Extreme Mehrarbeit ist in Chile weniger das Problem. Etwa jeder zehnte Beschäftigte hat laut der OECD-Analyse mindestens eine 50-Stunden-Woche. Damit liegt das südamerikanische Land im Mittelfeld. Schlecht ist es hingegen um die tägliche Freizeit bestellt. Hier kommt Chile mit 13,3 Stunden unter 40 Ländern auf den drittletzten Platz.
#6 Israel
15,4 Prozent Erwerbstätige mit einer sehr langen Arbeitswoche und nur 13,7 Stunden Freizeit pro Tag bringen Israel im OECD-Ranking Platz sechs ein.
#5 Japan
Japans schlechte Work-Life-Balance ist berüchtigt. Viele Angestellte scheuen sich bereits, alle Urlaubstage in Anspruch zu nehmen. Dass extreme Arbeitszeiten aber nicht gleichbedeutend sind mit hoher Produktivität, spricht sich bei immer mehr Unternehmen um. Trotzdem arbeiten laut der OECD immer noch 17,9 Prozent der erwerbstätigen Japaner mindestens 50 Stunden pro Woche. Die durchschnittliche Freizeit pro Tag liegt rund eine Stunde unter dem OECD-Mittelwert von 15 Stunden.
#4 Korea
Noch schlechter haben es Berufstätige in der Republik Korea getroffen. Hier arbeiten sogar 25,2 Prozent 50 Stunden pro Woche oder mehr, wie die OECD berichtete. Männer sind hier zwar stärker betroffen als Frauen. Mit einem Wert von 1,90 bei der „Gleichberechtigung“ liegt Korea aber auf Platz sechs von 40 Ländern (ein Wert von 1,0 bedeutet, dass es keinen Unterschied bei der Mehrarbeit zwischen den Geschlechtern gibt). Mit täglich 14,7 Stunden Freizeit schneidet das Land durchschnittlich ab.
#3 Türkei
In keinem der 40 untersuchten Länder arbeiten laut der OECD so viele Menschen extrem viel wie in der Türkei. Fast jeder dritte Berufstätige (32,6 Prozent) kommt auf mindestens 50 Wochenstunden. Frauen schuften fast genau so viel wie Männer (Quotient 1,5), was der Türkei zumindest bei der „Gleichberechtigung“ Platz eins einbringt. Die tägliche Freizeit von 14,8 Stunden lag hingegen im Mittelfeld.
#2 Mexiko
Nur in der Türkei müssen mehr Menschen mindestens 50 Stunden pro Woche arbeiten als in Mexiko. Sehr lange Arbeitstage betreffen laut der Analyse 28,7 Prozent der Berufstätigen. Bei der täglichen Freizeit kommt Mexiko mit 12,4 Stunden auf den zweitletzten Platz unter 40 Nationen. Ein Land kann das aber noch unterbieten.
#1 Kolumbien
Kolumbien ist bei der Work-Life-Balance das Schlusslicht in der OECD (das Land wurde im April 2020 das 37. Mitglied der Organisation). Fast 27 Prozent der Beschäftigten arbeiten mindestens 50 Stunden pro Woche. Das ist mehr als doppelt so viel wie der OECD-Durchschnitt. Betroffen sind den Angaben zufolge fast jeder dritte Mann (32 Prozent) und fast jede fünfte Frau (19 Prozent). Kolumbianer haben zudem im Durchschnitt drei Stunden weniger Freizeit. Die USA landeten in der Negativgruppe hinter Neuseeland auf Platz zwölf, vor dem Vereinigten Königreich, Brasilien und Polen. Deutschland kam unter den Ländern mit der besten Work-Life-Balance auf Platz neun.