Matthias Pöhmcoacht Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft für öffentliche Auftritte und veranstaltet das „teuerste Rhetorik-Seminars Europas“ (FAZ). Außerdem hat er die „Anti-Powerpoint-Partei“ gegründet. Weitere Informationen: www.rhetorik-seminar-online.com
Da werden ganze Autofabriken leer geräumt, damit die Großleinwände Platz finden und die herangekarrten Fabrikarbeiter, Büroangestellten, Ingenieure erkennen, wie toll die eigene Firma dasteht. An der Wand blättern dynamisch die Powerpoint-Folien, zoomen und bewegen sich. Ein adretter grüner Pfeil surrt von links ins Bild, von oben fällt eine Beschriftung herab, bremst neben der Pfeilspitze. Die ganze Belegschaft sitzt da, während in einem bunten Foliensalat alle Umsatzzahlen in allen Produktsparten, in allen Regionalverteilungen, in allen Soll-Ist-Vergleichen lückenlos abgespult werden. Und der Redner wiederholt dabei brav, was längst schon jeder gelesen hat. Betreutes Lesen auf Firmenkosten!
Dazu Allgemeinplätze höchster Güte: „Unternehmenskultur stärken“, „Kunden in den Mittelpunkt des Handelns stellen“, „Führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit ausbauen“...Was machen Ihre Mitarbeiter ab morgen anders, was sie bis heute noch nicht getan haben? Schulterzucken auf der ganzen Linie.
Wenn man die Anwesenden danach in einem diskreten Moment fragt, ob es sich gelohnt habe, bei dieser Veranstaltung anwesend zu sein, herrscht Kopfschütteln vor. Rechnet man die Stundelöhne der mental Abwesenden zusammen, ergibt sich deutschlandweit ein Betrag von 250 Mio. Euro – verbrannt nur durch öde Powerpoint Präsentationen bei Bilanz-Meetings.
Aber es geht auch anders. Hier einige Tipps geben, wie Sie Ihre nächsten Präsentationen spannender gestalten können.
Sprechen Sie frei...
Sie brauchen in Acht von Zehn Fällen kein Powerpoint
Stellen Sie sich vor, ein Redner ohne jegliches Powerpoint spricht frei: „Wir haben einen Regensensor im Auto eingebaut. Der erkennt, ob es regnet und schaltet den Scheibenwischer an. Der erkennt wieviel es regnet und er macht den Scheibenwischer schneller.“ So redet ein normaler Mensch.
Aber die meisten Redner unterliegen beim Präsentieren dem eingebildeten Powerpoint Zwang und basteln eine Folie dazu. Überschrift: „Steuerungskriterien des Regensensors“. Bulletpoint darunter: „Erkennen der Wischnotwendigkeit durch Benetzung der Frontscheibe“. Nächster Bulletpoint: „Wischintervallerhöhung durch Erkennen der Regenmenge“.
Der Redner, weil er die Folie als Stichwortzettel benutzt, lädt diese hauptwortlastigen Katastrophensätze in sein Kurzzeitgedächtnis, notgedrungen passt sich seine ansonsten anschauliche Sprache an dieses Akademikerdeutsch an und keiner im Publikum will nach einer Zeit mehr zuhören.
Sie können in den meisten Fällen die Folien ganz weglassen und ohne betreutes Lesen wieder frei sprechen. Die Wirkung bei Ihrem Publikum geht dadurch drastisch nach oben.
Das Flipchart...
ist fast immer die bessere Alternative
Nutzen Sie das Flipchart, das lenkt die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer wieder auf Sie, als energetischen Mittelpunkt und Sie erschaffen etwas. Sie können fast alles wesentlich lebendiger auf dem Flipchart darstellen. Diagramme, Schemazeichnungen, Kennzahlen, Schlagworte. Wenn Sie sich nicht selbst bewegen, können Sie auch Ihr Publikum nicht bewegen. Am Flipchart bewegen Sie sich, bei Powerpoint bewegen Sie maximal die Taste an der Fernbedienung.
Es ist der Akt des Erschaffens, in dem die Wirkung liegt, nicht im fertigen Ergebnis. Das Erschaffen durch einen echten Menschen aus Fleisch und Blut, nicht durch Bits und Bytes. Eine auf das Flipchart gerichtete Videokamera filmt und zeigt die Informationen auf der Großbildleinwand, falls mehr als 100 Leute im Auditorium sitzen.
Wenn Folien, dann wie?
Machen Sie es wie Steve Jobs
Sie können nicht mehr ohne Powerpoint? Dann gestalten Sie es, so wie es uns vormals Steve Jobs modellhaft vorgemacht hat. Der verstorbene Apple-Chef hat völlig entschlackte Folien gezeigt. Da war keine Überschrift, keine Quellenangabe, kein Logo… nur beispielsweise das einsame Foto eines iPods oder eine Ziffer, die flächendeckend den Bildschirm füllte.
Dieses Foto ließ er nur so lange angeknipst, wie er sprachlich darauf Bezug nahm. Danach wurde die Folie ausgeknipst, Jobs stand wieder als alleiniger Energieträger auf der Bühne und brillierte nur mit seiner Rhetorik.
Deshalb schalten Sie sogenannte Schwarzfolien zwischen jeder Ihrer Normalfolien. Bei einer Schwarzfolie wird beim Weiterklicken der Beamer ausgeschaltet. Sie sollten eine Folie nur etwa drei Sekunden angeknipst lassen. Danach sollen wieder nur Sie die Hauptattraktion sein. Denn Menschen überzeugen Menschen, und nicht technische Hilfsmittel.