Ob bereits am Neujahrsabend oder spätestens Ende Februar, viele Vorhaben bleiben auf der Strecke. Warum nicht fernab von den klassischen Vorsätzen zunächst an der eigenen Haltung schrauben und das inflationär gebrauchte Coaching-Wort Mindset mit kleinen Impulsen und Ideen auf ganzheitliche Zufriedenheit kalibrieren, um uns selbst und unseren Mitmenschen mit mehr Wohlwollen zu begegnen? Vier Ideen zum Loslegen!
#1 Nein sagen
Höflichkeit, Pflichtgefühl, Angst vor Ablehnung oder Bammel davor, die Alternative zu wählen? Die Gründe, warum uns die vier Buchstaben häufig so schwer über die Lippen kommen sind vielfältig. „Nein ist ein vollständiger Satz“ und bedarf nicht einer ellenlangen Erklärung oder gar Entschuldigung. Warum in 2020 nicht mit einem „Nein“ bei Dingen und unspektakulären Anfragen starten, wo wir wenig Verlust, Gegenwind oder arg enttäuschte Blicke ernten?
Die ersten Erfolge und positiven Erfahrungen wappnen uns für die großen „Neins“. Starten Sie mit kleinen Schritten: Nein zum Weinbar-Abend mit der Bekannten aus dem Fitness-Studio, die doch nur über ihre kaputte Beziehung lamentiert und in Negativmonologen Lebenszeit klaut. Ein Nein zum Kollegen, der uns erneut in letzter Minute mit Hundeblick darum bittet, die Präsentation feinzuschleifen. Er selbst taucht häufig ab, wenn er um Unterstützung gebeten wird.
Bei den größeren Neins können wir zunächst Bedenkzeit aussprechen, um in Ruhe zu entscheiden, ob wir ja zur Alternative sagen und was wir schlimmstenfalls bei unserer Absage befürchten. Der Worst Case entspringt oftmals nur unserer Fantasie. Hilfreich ist es zudem sich zu erinnern, wie oft wir selbst ein Nein von unseren Mitmenschen kassieren und diese vermutlich auch weder in die Hölle geschickt haben oder am Boden zerstört waren.
Starten Sie noch heut Ihr „Nein Muskel Training“ und überlegen Sie in welchen Situationen Sie „Ja“ sagen und „Nein“ meinten.
#2 Danke statt Entschuldigung
Wie anstrengend es doch für uns und unsere Umwelt wird, sobald wir wieder ein „Sorry“ in epischer Breite ausführen und erklären, weshalb es uns diesmal so leidtut. Keine Frage: Sich für einen handfesten Fauxpas aufrichtig und ehrlich zu entschuldigen, gehört zum menschlichen Miteinander! Doch warum eine Entschuldigung nicht mal durch ein simples „Danke“ ersetzen?
Anstatt eine marginale Verspätung beim Konferenzauftakt umständlich zu erklären und schlimmstenfalls zu Kreuz zu kriechen, kann manch einfach sagen: „Danke, dass Sie auf mich gewartet haben“. Beim Dinner am Abend mit Freunden nicht das sportlich gewürzte Dressing entschuldigen, sondern sich bedanken, dass die Gäste für die eigenen „Experimentierkünste“ aus der Küche offen sind. Ein Danke schenkt Souveränität, Augenhöhe und bestenfalls Lacher von beiden Seiten!
#3 Sich weniger wichtig nehmen
Unglaublich, aber wahr, die Welt dreht sich nicht nur um uns. Wie anstrengend ist es, fortlaufend Nabelschau zu betreiben und zu vermuten, dass jeder als kritisch empfundene Blick oder die schlechte Laune des Gegenübers etwas mit uns zu tun hat – beziehungsweise mit dem, wie wir sind oder vielmehr wie wir nicht sind. Glücklicherweise ist es möglich aus der Ego-Falle auszutreten.
Lockerlassen, loslassen und sich vergegenwärtigen, dass wir es ohnehin niemals allen recht machen können – und auch gar nicht wollen! Beruhigend dabei: Uns gefällt ja auch nicht jede/r, oder? In der Sozialpsychologie wird die Einbildung, dass andere Menschen einem viel mehr Aufmerksamkeit widmen, als es tatsächlich der Fall ist, als Spotlight-Effekt bezeichnet.
Doch wir sind nicht so interessant, dass unser Umfeld unsere Optik, Verhalten, Leistung ständig im Visier hat und bewertet. Denn sind wir ehrlich, so kreisen unsere Gedanken doch mehr um den eigenen Auftritt und die eigene Performance. Wir sinnieren, ob unsere Flachwitze beim Sektumtrunk mit dem neuen Kooperationspartner gerade noch okay waren.
Und vermutlich reflektiert Ihr Gegenüber genauso über die eigene Wirkung auf Sie, ob er nun als humorlos gilt, weil er über Ihre Gags nicht gelacht hat, anstatt Sie zu bewerten. Herrlich erleichternd, oder?
4) Kleine Gaben
Wer nicht nur nachhaltig konsumieren und agieren möchte, sondern seinen Kollegen, Kumpels oder gar Passanten eine schöne Überraschung bereiten will, gibt (aus dem eigenen Hausstand) kleine Geschenke weiter. Der schöne Schal, der schon die zweite Wintersaison mottensicher im Schrank verwaist, der fast mannshohe Stapel an aus- und durchgelesenen Büchern, das staubige Gläser-Set, das Mountainbike, dass dem Rennrad weichen musste....
Frei nach dem Motto „better living through giving“ können wir mit Dingen, die wir nicht (mehr) benötigen einem anderen Menschen eine Freude machen. Es geht hierbei nicht um einen fliegenden Flohmarkt, ganzjähriges „Schrottwichteln“ oder den Hausstand ausmisten. Vielmehr machen wir uns bewusst, mit wie vielen Dingen wir uns belasten, die wir eigentlich gar nicht nutzen oder benötigen, mit denen wir aber, einem anderen Menschen eine große Freude bereiten können.
Ob „Tauschtische“ in der Nachbarschaft oder gar im Büro, gemeinnützige Einrichtungen für Bedürftige oder einfach die Freundin, die das T-Shirt so liebt, das wir so selten tragen. Und wenn wir keine „Gabe“ verschenken, dann vielleicht eine Geste – ein offener Blick, ein echtes Lächeln oder ein Kompliment! Einfach mal machen!
Lena Wittneben schreibt regelmäßig für Capital.de. Sie ist systemischer Coach und Speaker – mehr unter lena-wittneben.de Der wöchentliche Interview Podcast „There is a crack in everything…“ ist gratis auf Itunes , Spotify oder ihrer Webseite abrufbar.