Immer mehr Menschen in Deutschland können oder wollen nicht mit nur einem Job auskommen. Mittlerweile gehen über drei Millionen Erwerbstätige neben der Hauptbeschäftigung auch einem Nebenjob nach. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Studie herausgefunden. Die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit machte drei Bevölkerungsgruppen aus, die besonders häufig Nebenjobs haben:
- Frauen
- ausländische Staatsangehörige
- Menschen mittleren Alters
Im Schnitt verdienten Berufstätige mit Nebenjob monatlich rund 570 Euro weniger als Personen ohne zusätzliche Stelle. Dieses Defizit ist laut den Autoren der Studie, Sabine Klinger und Enzo Weber, nur zu einem kleinen Teil damit zu erklären, dass die Betroffenen einfach weniger Stunden arbeiten. Sie haben demzufolge am Monatsende vor allem deshalb weniger auf dem Lohnzettel, weil ihre Arbeit schlechter bezahlt wird. In diesen Bereichen arbeiten Mehrfachbeschäftigte besonders häufig:
- Verwaltung
- Büro
- Gesundheits- und Sozialwesen
Dass die Zahl der Menschen mit Nebenjob in den vergangenen Jahren derart stark gestiegen ist, wurde laut der Studie von diesen Faktoren begünstigt:
- hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
- schwache Lohnentwicklung
- starke Zunahme der Teilzeitbeschäftigung
- Befreiung der Arbeitnehmer von Steuern und Sozialabgaben bei geringfügiger Beschäftigung
Die Studienautoren kritisierten eine im internationalen Vergleich recht hohe Abgabenbelastung für Geringverdiener. Ihrer Ansicht nach wäre den Betroffenen mehr geholfen, wenn sie in ihrem Hauptjob weniger Sozialabgaben leisten müssten. Eine zweite Beschäftigung bei einem anderen Arbeitgeber zu fördern, sei hingegen nicht das richtige Instrument, um Geringverdiener besser zu stellen. „Erstens profitieren von der Regelung auch viele Gutverdiener. Zweitens leisten kleine Nebenjobs gerade für die Personen, für die es besonders wichtig wäre, kaum einen Beitrag für eine nachhaltige berufliche Entwicklung und Alterssicherung“, bilanzierten die Autoren.