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Wohnungsmarkt Was die Corona-Krise für den Immobilienmarkt bedeutet

Die Corona-Krise hat den Immobilienmarkt bislang verschont
Die Corona-Krise hat den Immobilienmarkt bislang verschont
Die Corona-Pandemie hat so gut wie alle Anlageklassen auf Talfahrt geschickt, nur der Immobiliensektor präsentiert sich nach wie vor robust. Woran das liegt – und warum das nicht so bleiben dürfte

Seit dem Ausbruch des Coronavirus erlebt die Weltwirtschaft eine Krise, wie es sie in vergleichbarer Weise bislang noch nicht gegeben hat. Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich im Ausnahmezustand. Förderbänder stehen still, das öffentliche Leben wird flächendeckend praktisch eingefroren. Investoren erleben derzeit einen rabenschwarzen Handelstag nach dem anderen. Rund um den Globus befinden sich die Aktienmärkte im freien Fall. Der deutsche Leitindex Dax verzeichnete in den vergangenen Tagen die größten Verluste seit der Finanzkrise 2008, auch der Ölpreis brach krachend ein. Selbst Gold, das Krisenmetall schlechthin, verlor massiv an Wert. Am Mittwoch (18. März) stand der Preis pro Feinunze etwa bei 1496 US-Dollar, rund sechs Prozent niedriger als noch vor einer Woche.

Einzig am Wohnungsmarkt ist die Corona-Panik bislang überschaubar. Die Preise für Häuser und Wohnungen sind in den zehn größten deutschen Städten bislang stabil geblieben, zeigt eine Auswertung des Finanzdienstleisters Spregnetter. Bis dato seien in Städten wie Berlin, München oder Düsseldorf keinerlei extreme Marktschwankungen zu beobachten, heißt es in dem Bericht.

Das muss aber nichts heißen, sagen Marktbeobachter: Anders als bei den Kapitalmärkten schlagen konjunkturelle Krisen in der Regel verzögert auf den Immobilienmarkt durch. Es ist also möglich, dass der Einbruch erst noch kommt. Manche Experten fürchten sogar, dass das Coronavirus eine Kettenreaktion auslösen könnte, und warnen vor dem Platzen einer Immobilienblase.

Bauherren müssen sich auf Verzögerungen einstellen

Michael Voigtländer ist Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und hält derlei Sorgen für übertrieben. „Es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, dass sich auf dem deutschen Immobilienmarkt eine spekulative Blase entwickelt hat“, sagt der Volkswirt. Die Banken hätten weder exzessiv Immobiliendarlehen vergeben, noch habe man in der Vergangenheit einen maßlosen Bauboom beobachten können. Im Gegenteil: Die Bautätigkeit hänge der Nachfrage nach wie vor hinterher, erklärt der Ökonom. Er rechnet nicht damit, dass es kurzfristig zu einer scharfen Korrektur am Markt kommen wird.

Gleichwohl dürfte die Corona-Krise Spuren hinterlassen. „Denkbar ist, dass sich Privatinvestoren bei Immobilienkäufen erstmal zurückhalten und abwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt“, sagt Voigtländer. Bauherren müssen sich auf Verzögerungen einstellen. Viele Handwerksunternehmen haben ihre Arbeiten an Baustellen bereits heruntergefahren oder ganz eingestellt. Sollte die Politik tatsächlich landesweite Ausgangssperren beschließen, dürfte die Neubautätigkeit bis auf Weiteres zum Erliegen kommen. Wie schwer die Pandemie den Markt treffen wird, hängt davon ab, wie lange die Krise andauert, erklärt der IW-Experte. Je länger die Krise über Mitte April hinausgeht, desto größer dürften die Blessuren für den Immobiliensektor sein.

Die Zinsen bleiben niedrig

Immerhin: Wer mit dem Gedanken spielt, sich in naher Zukunft eine Immobilie zu kaufen, muss sich zumindest um steigende Bauzinsen vorerst keine Sorgen machen. „Solange die Unsicherheit durch das Coronavirus bestehen bleibt, wird sich an der Zinssituation nichts ändern“, sagt Michael Neumann, Vorstand des Finanzdienstleisters Dr. Klein. Er hält es für möglich, dass das aktuelle Rekordtief sogar erneut durchbrochen wird. Als Grund nennt Neumann die hohe Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen.

Viele Anleger reagieren panisch auf die Einbrüche an den Finanzmärkten und flüchten in als sicher geltenden Papiere. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel dadurch in der vergangenen Woche zeitweise auf minus 0,86 Prozent – ein neuer Negativrekord. Banken orientieren sich bei der Höhe der Bauzinsen an den Konditionen von Pfandbriefen, die wiederum von den Renditen der Bundesanleihen abhängen. Entsprechend ist der Bauzins jüngst erneut in den Keller gerauscht. Mit 0,41 Prozent liegt der Zinssatz für ein Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung beim günstigsten Anbieter laut Dr. Klein derzeit so tief wie noch nie.

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