Die Digitalisierung hält langsam, aber sicher auch im Immobiliensektor Einzug. Die Corona-Krise hat sich auch dort als Innovationstreiber erwiesen. Der Druck auf die Branche, digitaler zu werden, steigt. Dazu tragen nicht zuletzt sogenannte Property-Technology-Unternehmen, kurz Proptechs, bei. Ihr Ziel: digitale Lösungen für die Immobilienbranche zu etablieren. Die Start-ups setzen Trends und werden wohl im kommenden Jahr weiter an Relevanz gewinnen. Die spannendsten Proptech-Segmente und Start-ups im Überblick.
#1 Haus- und Wohnungsvermittlung
Proptechs wie McMakler oder Inreal haben ihr Hauptgeschäft in der Immobilienvermittlung. Die Idee dahinter: Klassische Aufgaben von Immobilienmakler, wie das Zusammenstellen von Exposees, die Koordination von Terminen und die Kundenakquise, sollen rein digital ablaufen. Über die Onlineplattform McMakler können Hausbesitzer ihre Immobilie verkaufen. Hauseigene Makler unterstützen den Verkaufsprozess, von der Preiseinschätzung nach Besichtigung bis hin zum Unterzeichnen des Vertrags. Das Unternehmen hat zuletzt eine Finanzspritze in Höhe von 42 Mio. Euro von der Private-Equity-Firma Warburg Pincus erhalten und will im kommenden Jahr erstmals Gewinn erzielen.
Bei Inreal können Suchende Wohnungskriterien filtern und sich passenden Objekte in einer 3D-Ansicht anschauen. Bauträger stellen dafür die dreidimensionale Abbildung ihres Projekts auf der Plattform bereit. Im Hintergrund analysieren Algorithmen, welche Angebote sich die Interessenten genauer ansehen. In der letzten Finanzierungsrunde im August hat das Unternehmen rund 2,7 Mio. Euro eingesammelt. Mit dem Geld möchte Inreal unter anderem seine Software weiter ausbauen.
#2 Smart Homes
Die Krise hat bewiesen, dass das Arbeiten von zu Hause in den allermeisten Berufen weniger kompliziert ist als gedacht. Homeoffice ist in vielen Branchen zum Alltag geworden und wird wohl auch nach der Pandemie ein fester Bestandteil im Arbeitsleben vieler Berufstätiger bleiben. Digitale Alltagshelfer wie die Sprachassistenten Siri und Alexa sind für viele bereits ein festes Haushaltsmitglied. Was aber, wenn das ganze Gebäude „smart“ wäre? Intelligente Thermostate können etwa dabei helfen, Betriebskosten zu senken und Energie zu sparen. Sogenannte Smart Locks ermöglichen es Bewohnern, ihre Tür auch aus der Ferne für andere Personen, etwa die Post oder eine Reinigungskraft, zu öffnen. Auf solche digitalen Schließsysteme hat sich das deutsche Proptech Kiwi spezialisiert. Zu den Kunden des Unternehmens gehört unter anderem die Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen, die ihre 160.000 Wohnungen mit einem schlüssellosen Zugang versehen will. In einer Finanzierungsrunde im April hat Kiwi 10 Mio. Euro von seinen Bestandsgesellschaftern bekommen.
#3 Kommunikation im „New Normal“
Im Pandemiejahr 2020 wird eher selten von Angesicht zu Angesicht kommuniziert. Absprachen finden häufig im digitalen Raum statt. Das könnte vermehrt auch für die Kommunikation zwischen Mietern und Vermietern gelten. Genau darauf hat sich das Proptech Cunio spezialisiert. Mieter können dort bei der Registrierung zwischen acht Kanälen auswählen, über die sie künftig von ihrem Vermieter kontaktiert werden wollen: E-Mail, Whatsapp, SMS, Telefon, Brief, die Website mietermangel.de, mobile Apps oder die Web-App des Anbieters. Erstellt der Vermieter eine Ankündigung auf Cunio, werden alle Mieter einer Hausgemeinschaft automatisch, entsprechend ihres favorisierten Kommunikationskanals, darüber informiert. Anschließend können sie im jeweiligen Kanal mit einem Kommentar reagieren. In diesem Jahr hat das Unternehmen seine Proptech-Lösung um einen Live-Video-Chat mit Termin-Management erweitert. Makler, Verwalter und Eigentümer können Interessenten so digital durch eine zu vermietende Wohnung führen.
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