Unter Anlegern wächst die Angst vor einem neuen Börsencrash. Die Unternehmenszahlen aus dem ersten Quartal sind enttäuschend ausgefallen. Anders sieht es am Immobilienmarkt aus: Dieser präsentiert sich geradezu als Muster an Stabilität. Blickt man auf die Metropolregionen München, Frankfurt und Stuttgart, sieht man bei Häusern und Eigentumswohnungen im ersten Quartal 2020 weiter steigende Preise. „Auch die Märkte Dortmund, Düsseldorf und Köln zeigen sich vom Virus weitestgehend unbeeindruckt. Überall sind die Preise für Wohnungen und Häuser im ersten Quartal 2020 mit Raten zwischen zwei und vier Prozent weiter gestiegen“, sagt Thomas Przytulla, Immobilienexperte beim Baufinanzierungsspezialisten Dr. Klein. Lediglich die Dynamik, mit der die Preise steigen, hat sich zuletzt etwas abgeschwächt.
Auch Pekka Sagner, Experte für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), sieht den Immobilienmarkt bislang unbeeindruckt von der Covid-19-Pandemie. „Die Coronakrise ist – noch – eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise“, sagt er. Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin so hoch, dass das bestehende Angebot nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. Das treibt die Mieten und die Kaufpreise trotz Corona in die Höhe. Falls allerdings dauerhaft viele Menschen arbeitslos bleiben, die Wirtschaft langfristig schwächelt und die Löhne sinken, könnte der Trend drehen, warnt Sagner.
Größere Auswirkungen auf dem Markt für Büroimmobilien
Am Büro- und Gewerbemarkt sieht es für Investoren schon jetzt etwas weniger rosig aus. „Umfassende Stützungsmaßnahmen wie das 130 Mrd. Euro schwere Konjunkturpaket begrenzen zwar den durch die Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Schaden. Dennoch dürfte die Büroflächen-Nachfrage spürbar schwächer ausfallen als in den Vorjahren“, schreibt Thorsten Lange, Volkswirt der DZ Bank, in einer Studie des genossenschaftlichen Instituts zum Büroimmobilienmarkt. Darauf deute der von Unternehmen wie BMW, Fraport, Lufthansa und ZF angekündigte Stellenabbau hin. Die Büro-Leerstände könnten im weiteren Verlauf der Corona-Krise um ein bis zwei Prozentpunkte zunehmen, prognostiziert Lange. Weil der Büromarkt vor der Krise übersättigt war, dürften die Leerstände allerdings überschaubar bleiben, ebenso wie die Mietrückgänge: „Diese könnten sich bis 2021 auf den mittleren einstelligen Prozentbereich beschränken.“
Bei Büroimmobilien dürften sich auch die Flexibilisierung von Arbeitsplätzen und der Siegeszug des Homeoffice bemerkbar machen. „Diese Effekte könnten sich am Büromarkt schon frühzeitig auswirken, wenn Unternehmen und andere Arbeitgeber Entscheidungen über neue Büroflächen erst einmal hinauszögern, um den zukünftigen Flächenbedarf eingehend zu analysieren“, sagt Lange. Das Büro ist seiner Einschätzung nach trotzdem kein Auslaufmodell: „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Direkte Kommunikation und Teamarbeit führen auf Dauer zu besseren Ergebnissen als hundert Prozent Homeoffice.“