Die Gebäudesanierung in Deutschland boomt. Satte 8,6 Mrd. Euro gab die Bundesregierung im vergangenen Jahr zur Förderung energetischer Gebäudesanierungen aus – fast fünfmal so viel wie im Vorjahr. Insgesamt 110.000 Haushalte verschrotteten ihre alte Ölheizung und tauschten sie gegen eine Heizung auf Basis erneuerbarer Energien ein. Ein Prozent des Gebäudebestandes wird so jährlich energetisch saniert. Das klingt zwar nach viel, doch die Regierung muss das Tempo deutlich anziehen, wenn sie ihre Zielvorgabe einhalten will: Bis 2050 sollen sämtliche Gebäude in Deutschland klimaneutral sein.
Um noch mehr Menschen zur Modernisierung ihrer Immobilien zu bewegen, hat die Bundesregierung das Beantragen von Zuschüssen und Krediten vereinfacht. Die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude, kurz BEG, bündelt das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der staatlichen Förderbank KfW und die Förderprogramme des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die BEG ersetzt so vier bestehende Programme. Sanierungswillige sollen künftig mit einem einzigen Antrag alle Angebote von KfW und BAFA ausschöpfen können. Mit der BEG will die Regierung außerdem den Einsatz erneuerbarer Energie stärker fördern.
Zuschüsse vom BAFA
Im Januar ist die erste Phase gestartet, die Bundesförderung für Einzelmaßnahmen (BEG EM). Hausbesitzer, Unternehmen und Gemeinden können seitdem Zuschüsse für kleinere Modernisierungsvorhaben beim BAFA beantragen. Wer zum Beispiel seine Ölheizung durch eine Heizungsanlage auf Basis erneuerbarer Energien ersetzt, bekommt 45 Prozent der förderfähigen Kosten erstattet. Einen Bonus von fünf Prozent vergibt das BAFA neuerdings an Antragssteller, die sich von einem Energieberater einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen lassen.
Im Rahmen der BEG EM können Eigentümer auch Zuschüsse zur besseren Wärmedämmung, zur Erneuerung der Fenster und Türen sowie zur Baubegleitung beantragen. Bei Letzterer beauftragen Hausbesitzer einen Experten, der zum Beispiel mit einer Infrarotkamera die Schwachpunkte der Gebäudehülle ermittelt und passende Sanierungsmaßnahmen empfiehlt. Die Höhe der förderfähigen Kosten ist auf 60.000 Euro pro Wohneinheit begrenzt. Bei Gewerbeimmobilien fördert das Amt Kosten in Höhe von maximal 15 Mio. Euro.
Boni für besonders nachhaltige Gebäude
Ab dem ersten Juli können auch Immobilienbesitzer, die eine Vollsanierung vornehmen wollen, und Bauherren, die neue Wohngebäude planen, von Zuschüssen aus der BEG profitieren. Wer sein komplettes Haus energetisch sanieren will, bekommt dann einen Zuschuss von bis zu 48.000 Euro. Bis Ende nächsten Jahres ist noch die KfW für die Vergabe von Zuschüssen für die Komplettsanierung zuständig. Im Rahmen der BEG Wohngebäude (BEG WG) vergibt sie ab Juli erstmals auch Boni für besonders nachhaltige Gebäude und für den Einsatz erneuerbarer Energien. Je besser die Energiebilanz des Hauses nach der Sanierung aussieht, desto üppiger die Förderung. Um die Energiebilanz eines Hauses bewerten zu können, hat die KfW den KfW-Effizienzhaus-Standard eingeführt. Dieser gibt an, wie hoch der Energiebedarf eines Hauses im Verhältnis zu einem vergleichbaren Neubau ist. Ab dem 1. Januar 2023 ist dann das BAFA für alle Förderungen in der Zuschussvariante zuständig.
Wer auf Pump sanieren will, muss sich dagegen auch in Zukunft an die KfW wenden. Sie ist weiterhin zuständig für Kredite über die Hausbanken. Kreditnehmer können dabei von hohen Tilgungszuschüssen profitieren. So vergibt die Förderbank bei Vollsanierungen einen Tilgungszuschuss von bis zu 48.000 Euro, bei Einzelmaßnahmen bis 10.000 Euro. Allerdings sträuben sich viele Hausbanken, KfW-Kredite an ihre Kunden durchzureichen. Die Stiftung Warentest hat ermittelt, welche Institute die Angebote auf Anfrage vermitteln.
Generell sollten sich Hauseigentümer, die eine energetische Sanierung planen, möglichst früh über Förderungen des BAFA und der KfW informieren und von Energieeffizienzexperten beraten lassen. Bei den meisten Sanierungsvorhaben ist die Beratung durch einen Experten sogar Pflicht. Im Förderwegweiser des Bundes können Immobilienbesitzer passende Förderprogramme heraussuchen.

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