Exklusiv Versicherungslizenz für Finleap

Die Bafin dürfte in Kürze zum ersten Mal eine Versicherungslizenz an ein Fintech ausstellen. Von Heinz-Roger Dohms
Erstmals könnte die Bafin eine Versicherungslizenz an ein Finanz-Strat-up vergeben
Erstmals könnte die Bafin eine Versicherungslizenz an ein Finanz-Strat-up vergeben
© Getty Images

Zeitenwende im deutschen Versicherungsmarkt: Nach Capital-Informationen dürfte die Finanzaufsicht Bafin in Kürze erstmals eine Sachversicherungslizenz an ein Finanz-Start-up ausstellen. Konkret geht es dabei um eine Firma namens Element, die zurzeit von der renommierten Berliner Fintech-Schmiede Finleap hochgezogen wird. „Wir haben bereits vor einigen Monaten einen entsprechenden Antrag bei der Bafin gestellt“, bestätigte Finleap-Chef Ramin Niroumand. In den nächsten Tagen soll testweise die Website der neuen Firma livegehen – ein klares Indiz, dass die Berliner zuversichtlich sind, die Lizenz zeitnah zu erhalten.

Die Fintech-Welle erreicht damit nach den Banken auch die Versicherungsbranche. Zwar sind hierzulande schon jetzt einige Dutzend „Insurtechs“ aktiv. Allerdings handelt es sich dabei meist um reine Maklerfirmen, die sich auf den Vertrieb von Versicherungen beschränken. Typische Beispiele sind Getsafe, Knip oder das ebenfalls zu Finleap gehörende Start-up Clark. Deren Geschäftsmodell ist es, die Policen ihrer Kunden kostenlos in einem „digitalen Versicherungsordner“ zu verwalten – und sich im Gegenzug das Maklermandat übertragen zu lassen. Auf Basis dieses Mandats bieten die Fintechs ihren Usern dann alternative Policen an und kassieren die entsprechenden Provisionen. Für diese Art von Tätigkeit reicht indes eine Gewerbezulassung.

Eine Bafin-Lizenz hat dagegen noch kein „Insurtech“. Einzig die Münchner Firma Ottonova hat bislang einen Antrag gestellt – jedoch nur für Krankenversicherungen, nicht für das Kernsegment „SUH“, also für Sach-, Unfall- und Haftpflichtschäden.

Hannover Rück investiert in Finleap

An der Seriosität der Finleap-Pläne herrschen im Markt keine Zweifel. Der erst 2014 gestartete Start-up-Inkubator hat binnen kürzester Zeit elf Fintechs hochgezogen, die addiert bereits auf eine Bewertung im dreistelligen Millionbereich kommen. Als Finleap-Vorzeigefirma gilt die Solarisbank, die voriges Jahr als eines der ersten Fintechs eine Banklizenz erhielt. Was hinzukommt: Zu den Finleap-Investoren gehört die Hannover Rück, der drittgrößte Rückversicherer weltweit. Insofern dürfte es für die Berliner – anders als für konkurrierende Projekte, von denen in der Branche die Rede ist – kein Problem sein, das für die Gründung einer Versicherung nötige Eigenkapital vorzuweisen. Dabei soll es um eine Summe zwischen 10 und 20 Mio. Euro gehen.

Trotzdem bleibt abzuwarten, wie das Geschäftsmodell genau aussehen soll. Denn: Im Vergleich zu anderen Branchen gilt der Versicherungsmarkt als „vergleichsweise schwer disruptierbar“, wie Oliver-Wyman-Berater Dietmar Kottmann sagt. Niroumand verrät immerhin so viel: „Wir haben abgesehen von Kfz sämtliche Sachversicherungen im Blick“. Und: Im Mittelpunkt stehe der „B-to-B-to-C“-Ansatz – also ein Modell, bei dem sich eine Firma zwischen eine andere Firma und den Kunden setzt. Das Vorbild dient die hauseigene Solarisbank, die im Endkundengeschäft noch wenig präsent ist, aber zum Beispiel hinter den Kfz-Krediten auf Autoscout24 oder hinter den Gutscheinkarten von Nordsee und Backwerk steht. „Diese Idee übertragen wir nun vom Banken- auf den Versicherungsbereich“, sagt Niroumand.

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