Börsengang Saudi Aramco - Börsengang mit Superlativ

Die Aktie von Saudi-Aramco wird vorerst nur an der Börse in Riad gelistet
Die Aktie von Saudi-Aramco wird vorerst nur an der Börse in Riad gelistet
© Getty Images
Der Börsengang des saudi-arabischen Ölgiganten Saudi Aramco dürfte der größte der Welt werden. Schon jetzt sind die Aktien heiß begehrt – doch der Sprung aufs Parket läuft für den Konzern nicht so glatt wie geplant

Privatanleger, die sich für Aktien von Saudi Aramco interessieren , stehen dieser Tage unter hohem Zeitdruck. Denn sie können die Aktien des größten Ölkonzerns der Welt nur noch bis heute (28. November) zeichnen – sich also vor dem geplanten Börsengang einige der Wertpapiere schriftlich sichern. Das saudi-arabische Unternehmen hatte nach mehreren Fehlanläufen seinen geplanten Börsengang immer wieder verschoben. Schuld waren zuletzt die Angriffe auf mehrere Ölanlagen im Königreich. Jetzt soll die Börsenglocke aber doch noch in diesem Jahr klingeln.

Investoren hatten seit dem 17. November Zeit, Aktien von Saudi Aramco zu ordern. Und sie haben sie genutzt: Bis zu diesem Dienstag hatten allein Kleinanleger rund 845 Millionen Aktien gezeichnet, teilte die Nachrichtenagentur Reuters mit. Das entspricht einem Volumen von rund 7,21 Mrd. US-Dollar. Institutionelle Anleger sind noch bis zum vierten Dezember am Zug. Schon jetzt hat der Ölkonzern laut Reuters 20 Mrd. US-Dollar sicher.

Insgesamt bewertet Saudi Aramco seinen Börsengang auf 25,6 Mrd. US-Dollar. Damit könnte der Ölkonzern den bisher größten Börsengang übertrumpfen: Als die chinesische Onlineplattform Alibaba im Jahr 2014 den Sprung aufs Parkett gewagt hatte, war das Investoren 25 Mrd. US-Dollar wert gewesen. Obwohl nur 1,5 Prozent von Saudi Aramco – rund drei Milliarden Aktien – an der Börse gehandelt werden sollen, liegt der potenzielle Marktwert laut Reuters zwischen 1,6 und 1,7 Billionen US-Dollar.

Ein Börsengang mit Risiken für Anleger

Dabei hatte Saudi-Arabien ursprünglich von einer weitaus höheren Marktkapitalisierung des Ölkonzerns geträumt – die Rede war von 2 Billionen US-Dollar. Doch internationale Investoren waren vor allzu hohen Investments zurückgeschreckt. Die Reaktion des Unternehmens, das überwiegend in staatlicher Hand ist, folgte prompt: Saudi Aramco soll erst einmal nur an der saudi-arabischen Börse Tadawul in Riad handelbar sein.

Internationale Banken, die den Vertrieb der Aktien weltweit hatten begleiten sollen, kickte der Ölkonzern kurzerhand aus dem Rennen. Nur noch das britische Finanzinstitut HSBC blieb neben zwei saudi-arabischen Banken übrig. Schützenhilfe aus dem Ausland holte sich Saudi-Arabien zuletzt von seinem freundlich gesinnten Nachbarn Abu Dhabi: Das Emirat verkündete jüngst , 1,5 Mrd. US-Dollar in den Börsengang des Ölkonzerns zu investieren.

Der Gedanke hinter dem wohl größten Börsengang überhaupt: Saudi-Arabien will sich unabhängiger vom Öl machen. Die Einnahmen durch den Börsengang sollen in Branchen abseits der Ölindustrie fließen. Derzeit decke Saudi Aramco zwölf Prozent des weltweiten Ölbedarfs und fünf Prozent des globalen Energiebedarfs, sagt Ross Teverson, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Jupiter. Obwohl er davon ausgeht, dass der Börsengang letztendlich erfolgreich verlaufen wird, warnt er vor den Risiken eines Investments in Aramco-Aktien: „Vor allem die amerikanische Schieferölbranche sowie ein sich wandelnder Energiemix bedrohen die Ölpreise“, sagt er. Auch zeigten die Angriffe auf die Ölanlagen im September, dass die saudi-arabische Ölindustrie anfällig für Störungen und Sabotage sei. Nicht zu unterschätzen sei auch das fiskalische Risiko für Investoren, die Geld in ein autokratisches Regime steckten: „Während der Steuersatz für das Unternehmen gesenkt wurde, um potenzielle Aktionäre anzulocken, könnte er in Zukunft natürlich wieder angehoben werden.“

Mehr zum Thema

Neueste Artikel