Nach der Traditionsmarke Birkenstock kündigt das zweite deutsche Traditionsunternehmen innerhalb weniger Tage seinen Börsengang an: Auch der Augsburger Getriebehersteller Renk plant noch in diesem Jahr den Schritt an die Börse, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Ziel sei ein Börsengang bis Ende 2023, abhängig von den Marktbedingungen.
Renk zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Antriebstechnik. Dabei entfallen 70 Prozent des Umsatzes auf die Rüstungsindustrie. Ob deutscher Leopard, britischer Ajax oder französischer Leclerc – in all diesen Panzern stecken Getriebe von Renk, genau wie in Marineschiffen. Obwohl einer der wichtigsten Rüstungsbetriebe des Landes, blieb das Unternehmen bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine aber weitgehend unter dem Radar. Renk beliefert 30 Landstreitkräfte auf der ganzen Welt, dazu 40 Marinen. Aber auch in Windrädern oder Wärmepumpen steckt Technologie von Renk.
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz im vergangenen Jahr ausgerufene „Zeitenwende“ bescherte dem Unternehmen zuletzt einen beachtlichen Wachstumsschub: 2020 hatte der Umsatz noch bei 550 Mio. Euro gelegen, im vergangenen Jahr waren es schon 850 Mio. Euro. Für 2023 erwarten die Augsburger einen Umsatz zwischen 900 Mio. und 1 Mrd. Euro. „Plötzlich wird die Verteidigungsindustrie positiv wahrgenommen und ist raus aus der Schmuddelecke“, sagte CEO Susanne Wiegand unlängst im Gespräch mit Capital.
Renk, 1873 in Augsburg als Zahnradwerkstatt gegründet, feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Firmenjubiläum und beschäftigt weltweit 3.300 Mitarbeiter. Der geplante Gang an die Börse wäre schon der zweite in der Unternehmensgeschichte: Von 1923 bis 2020 war Renk bereits an der Börse notiert. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm 2020 der Finanzinvestor Triton das Unternehmen von der VW-Tochter MAN und nahm das Unternehmen von der Börse. Triton setzte die ehemalige Rheinmetall-Managerin Wiegand als neue Chefin ein. Sie steht seit Mai 2021 an der Unternehmensspitze. Den Schritt an die Börse bezeichnete Wiegand als den „nächsten logischen Schritt auf dem Wachstumspfad“.
Der Schritt dürfte sich auch für Triton lohnen: Der Investor hatte Renk für 700 Mio. Euro übernommen, im Kontext der „Zeitenwende“ und den anvisierten Ausgabesteigerungen für Rüstung dürfte das Unternehmen nun mit 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro bewertet werden, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Finanzkreise berichtet. Triton wolle aber auch nach dem Börsengang Mehrheitseigner bleiben, heißt es von dem Unternehmen, trotzdem werde ein relevanter Streubesitz angestrebt.