In einer Welt ohne Inflation könnten wir uns beim Aufbau unserer Altersvorsorge etwas zurücklehnen. Wir leben aber in einer mit Inflation, also einer Welt, in der Geld fortlaufend über die Jahrzehnte entwertet wird. Aktuell pendelt die Inflationsrate um sieben Prozent. Das heißt: Wir erhalten heute für unser Geld weniger Waren als vor einem Jahr. Weil die Warenpreise im Schnitt um sieben Prozent teurer geworden sind.
100 Euro haben in zehn Jahren bei einer jährlichen Inflationsrate von sieben Prozent nur noch halb so viel Kaufkraft wie heute. Bei drei Prozent Inflation entspricht die Kaufkraft in zehn Jahren noch rund 74 Euro. Die Geldentwertung prägt sich also stärker aus, je mehr Zeit vergeht — oder, je älter wir werden. Deswegen ist Altersvorsorge für Frauen ein so wichtiges Thema, weil sie meist deutlich länger leben als Männer und nur wenig gesetzliche Rente erhalten.
Die Inflation ist der Sargnagel an unserer Altersvorsorge
Und es ist schon fast ein Klassiker, hohe Summen auf Konten zu sparen und zu denken: Das ist meine Altersvorsorge! Oder das lege ich mal an, irgendwann. Dann kommt die 50 als neue Lebensalterszahl, auf den Konten liegen 200.000 Euro ... und dann?
Die Mehrheit der Deutschen unterschätzt die Wirkung der Inflation. 3,2 Billionen Euro haben sie nach Zahlen der Bundesbank auf Giro- und Tagesgeldkonten liegen, auf Sparbüchern und in festverzinslichen Wertpapieren wie Bundesanleihen. Für diese 3,2 Billionen Euro gibt es aber kaum Zinsen. Mit den Zinsen könnte die Inflation wenigstens zum Teil aufgefangen werden. Bei einem beispielhaften Guthabenzins von 0,5 Prozent und einer Inflation von sieben Prozent beträgt der jährliche Wertverlust schlimme 6,5 Prozent.
In Aktien und Fonds haben die Deutschen lediglich 1,6 Billionen Euro angelegt. Und 2,6 Billionen Euro liegen in Lebens- und Rentenversicherungen (und damit ebenfalls überwiegend in festverzinslichen Wertpapieren mit geringer Verzinsung).
Sparguthaben sind keine Altersvorsorge
Freilich sind ein Teil dieser 3,2 Billionen Geldvermögen notwendige Rücklagen, um im Notfall unverzüglich Geld zu haben. Oder als Sanierungsrücklagen für Immobilien beispielsweise. Ich vermute aber: Der größte Batzen dieses Billionen-Geldvermögens wird als Altersvorsorge geparkt. Also „für später“, für die Rentenzeit. Die Zahlen beeindrucken dann auch irgendwann, wenn sich Zehntausende Euro auf dem Konto sammeln oder sogar Hunderttausende. Die Wissenschaft hat dafür den Begriff der Geldillusion geprägt. Wir Menschen sehen an erster Stelle den reinen Zahlenwert, die negative Kaufkraftentwicklung dagegen blenden wir aus.
Geld über die Jahrzehnte auf Konten zu sammeln und aufzubewahren wie Eichhörnchen ihre Nüsse in der Erde, um es später in Konsum zu tauschen, ist keine Altersvorsorge. Sie ist ein Teil davon, der kleinere. Um für das Alter genug zu haben, brauchen wir Vermögen, das wir vorrangig mit Investments in Sachwerte wie Aktien, Aktien-Fonds, Aktien-ETFs und Immobilien aufbauen, gestützt mit Geldwerten auf Tagesgeldkonten.
Was muss eine Altersvorsorge leisten?
Warum dieser Unterschied? Da sind wir bei der Frage: Was muss eine Altersvorsorge leisten? Die Minimalanforderungen sind:
- Sie muss zuverlässig nach Jahrzehnten abrufbar sein.
- Sie muss die Inflation aushebeln.
Im Idealfall steigt der Wert unseres Altersvermögens auch über die Zeit, ohne unser Zutun, es ist transparent organisiert und kostengünstig. Denn, was wollen wir von unserem Vermögen? Die Altersvorsorge soll uns eine einfach zu handhabende Rente bis zum Lebensende sichern, für die wir nicht mehr erwerbstätig sein müssen, mit der wir ein gutes, sorgenfreies Leben haben, ohne große Entbehrungen.
Guthaben auf Sparkonten und Sparbüchern erfüllen diese Minimalanforderungen nur rudimentär. Zwar sind Sparguthaben auch nach Jahrzehnten meist abrufbar. Hat unsere Bank in der Zwischenzeit aber schlecht gewirtschaftet und ist insolvent geworden, kann sie unsere Sparguthaben über 100.000 Euro für ihre Insolvenz nutzen. Und die Wirkung der Inflation frisst die Kaufkraft des Geldes nach und nach auf. Dieser Mechanismus betrifft auch Rentenversicherungen!
Altersvorsorge wird in Jahrzehnten gedacht
Sparen ist der erste Schritt hin zum Investieren; indem wir sparen, bauen wir Rücklagen auf und bilden notwendige Liquidität. Sparen ist auf kurz- oder mittelfristigen Konsum gerichtet. Altersvorsorge dagegen wird in Jahrzehnten gedacht. Wenn wir mit 67 in Rente gehen, liegen etwa 48 Jahre hinter uns, die nach der Schulzeit kamen. 48 Jahre, in denen wir Sparen und Investieren und damit Konsum in die Zukunft verschieben können, für die 25 bis 30 Jahre, in denen wir nicht mehr erwerbstätig sind und sein können.
Investieren bedeutet, das eigene Geld aus der Hand zu geben, über Aktien und Aktienfonds Anteilseigner:innen an Unternehmen zu werden und somit über die Wirtschaftsproduktion vom gesamtgesellschaftlichen Wohlstand zu profitieren. Damit können wir die Inflation größtenteils aushebeln und der Wert unseres Vermögens wächst. Investieren wir in Immobilien, können wir eine regelmäßige Rente als Mieteinnahme erzielen, die wir der Inflation anpassen können.
Frauen brauchen eine Altersvorsorge, kein Sparbuch
Gerade bei Frauen sehe ich oft Geldvermögen, und kaum Investments in Aktienfonds, in Aktien-ETFs oder eigene Immobilien beispielsweise. Dabei leben Frauen im Schnitt länger als Männer. Sind sie dann allein, benötigen sie zusätzlich Hilfe von außen. Sich auf die Witwenrente zu verlassen ist auch keine Strategie, weil diese meist niedrig ausfällt.
Machen Sie sich einen Plan. Jeder Altersvorsorge liegt ein Plan zugrunde, eine Strategie. Wieviel Rentenansprüche haben Sie schon, wieviel Geld brauchen Sie zum Leben? Die Lücke, die sich dabei auftut, schließen Sie nicht mit Sparen. Sondern mit Investieren. Eine Altersvorsorge aufzubauen ist eine Lebensaufgabe, eine erstrebenswerte und sehr erfüllende, weil sie uns im Leben und Alter stützt und zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt.