Spannender IPO-Herbst
Erster Nutznießer des fulminanten Arm-IPOs war der Lebensmittel-Lieferdienst Instacart, der am heutigen Dienstag an der Wall Street starten will. Die Preisspanne für die Papiere wurde um zwei Dollar auf jetzt 28 bis 30 Dollar angehoben. Zum Verkauf stehen 22 Millionen Papiere, was am obersten Ende der Spanne Einnahmen von 660 Mio. Dollar bedeuten würden. Insgesamt wäre Instacart dann mit etwa zehn Mrd. Dollar bewertet. In einer Finanzierungsrunde vor rund zwei Jahren waren es allerdings noch 39 Mrd. Dollar gewesen.
Birkenstock ist Kult – nicht zuletzt durch die neue Barbie-Verfilmung, in dem die Film-Blondine plötzlich „Birkies“ statt Pumps trägt. Auch andere Stars wie Sarah Jessica Parker oder Kristen Stewart haben das Bild der früheren Öko-Treter zum Lifestyle-Produkt gedreht. Dieses günstige Umfeld nutzen die Rheinland-Pfälzer nun aus und streben an die New Yorker Börse. In der Woche ab dem 9. Oktober sei der erste Handelstag geplant. Birkenstock könne mit mindestens 8 Mrd. Dollar bewertet werden. Es würde zum rasanten Aufstieg des Unternehmens passen: 2012 lag der Umsatz noch bei gut 120 Mio. Euro, 2022 waren es schon rund 1,2 Mrd. Euro. Profiteur eines Börsengangs wäre vor allem die Private-Equity-Gesellschaft L Catterton, die erst 2021 eingestiegen ist. L Catterton war 2016 entstanden, als sich das US-amerikanische Private-Equity-Unternehmen Catterton und der Private-Equity-Arm des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH des Multimilliardärs Bernard Arnault zusammentaten, zu dem unter anderem Louis Vuitton, Moët & Chandon und Dior gehören. Weitere rund 20 Prozent der Birkenstock-Anteile hält Arnault über seine Investmentgesellschaft und Familienholding Financière Agache, weitere zehn bis 15 Prozent der Anteile sollen nun verkauft werden.
Irgendwas mit Glas. So würden wohl die Menschen antworten, wenn man sie nach den Produkten von Schott Pharma fragt. Ganz falsch ist das nicht: Tatsächlich dreht sich im 130 Jahre alten Mutterkonzern, der Schott AG aus Mainz, alles irgendwie um Glas. Bei der Pharmasparte ist das nicht anders: Sie stellt zum Beispiel Ampullen, Fläschchen und Spritzen aus Glas für die Pharmabranche her. Das kann extrem lukrativ sein. So lukrativ, dass die Mainzer bei ihrem IPO am 28. September auf eine Bewertung von 3,7 bis 4,3 Mrd. Euro hoffen. Die Preisspanne soll zwischen 24,50 und 28,50 Euro liegen. Die Papiere stammen komplett aus dem Besitz des Mutterkonzerns Schott, der damit 849 bis 987 Mio. Euro erlöst und Mehrheitseigentümer bleibt. Insgesamt sollen sich 23 Prozent der Anteile in Streubesitz finden. Größter externer Ankerinvestor wird Qatar Holdings, der bis zu fünf Prozent der Anteile für 200 Mio. Euro erwerben will.
Renk zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Antriebstechnik. Dabei entfallen 70 Prozent des Umsatzes auf die Rüstungsindustrie – einer absoluten Boombranche. Ob deutscher Leopard, britischer Ajax oder französischer Leclerc – in all diesen Panzern stecken Getriebe von Renk, genau wie in Marineschiffen. Obwohl einer der wichtigsten Rüstungsbetriebe des Landes, blieb das Unternehmen bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine weitgehend unter dem Radar. Renk beliefert 30 Landstreitkräfte auf der ganzen Welt, dazu 40 Marinen. Aber auch in Windrädern oder Wärmepumpen steckt Technologie von Renk. Jetzt folgt also der Schritt aufs Parkett: Noch in diesem Jahr soll der Börsengang stattfinden, je nachdem, wie günstig die Rahmenbedingungen sind. Der geplante Gang an die Börse wäre schon der zweite in der Unternehmensgeschichte: Von 1923 bis 2020 war Renk bereits an der Börse notiert. Nach mehreren Eigentümerwechseln kaufte 2020 der Finanzinvestor Triton das Unternehmen von der VW-Tochter MAN und nahm es von der Börse. Triton setzte die ehemalige Rheinmetall-Managerin Wiegand als neue Chefin ein. Sie steht seit Mai 2021 an der Unternehmensspitze. Den Schritt an die Börse bezeichnete Wiegand als den „nächsten logischen Schritt auf dem Wachstumspfad“. Der Schritt dürfte sich auch für Triton lohnen: Der Investor hatte Renk für 700 Mio. Euro übernommen, im Kontext der „Zeitenwende“ und den anvisierten Ausgabesteigerungen für Rüstung dürfte das Unternehmen nun mit 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro bewertet werden, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Finanzkreise berichtet. Triton wolle aber auch nach dem Börsengang Mehrheitseigner bleiben, heißt es von dem Unternehmen, trotzdem werde ein relevanter Streubesitz angestrebt.
Traditionelle Banken taten sich mit dem schnellen Wachstum des Internets lange schwer – und hatten keine entsprechende Infrastruktur, um globale Zahlungsströme online abzubilden. Also gründeten die beiden Brüder John und Patrick Collison ihr Unternehmen Stripe. Das Kernmodell des Fintechs ist simpel: Es bietet eine Zahlungsinfrastruktur an, auf Basis derer Online-Händler die gängigen Zahlungsmittel wie Kreditkarten, Sofortüberweisung, Rechnungszahlung oder Paypal anbieten können. Landesgrenzen spielen keine Rolle mehr. An den durchgeführten Transaktionen verdient Stripe eine Kommission – im Schnitt sind das laut Collison zwischen 1,5 bis drei Prozent. Insgesamt über 800 Mrd. US-Dolllar an Transaktionsvolumen managt das Fintech jährlich – 2023 will es sogar die Ein-Billionen-Marke knacken. Irgendwann wird wohl auch der Schritt an die Börse folgen, wann ist aktuell aber noch unklar. Investoren bewerten Stripe als eines der heißesten IPO-Gerüchte – auch weil das Unternehmen bereits 14 Finanzierungsrunden hinter sich hat. Bei einem IPO könnte das Unternehmen dem Vernehmen nach mit aktuell rund 50 Mrd. Dollar bewertet werden.
Chime hatte seinen Börsengang bereits für März 2022 geplant. Der Börsengang wurde aber aufgrund der Unsicherheit auf den Märkten aufgeschoben. Das Unternehmen gehört – ähnlich wie Stripe – zur Kategorie „gehyptes Fintech“. Das Geschäft ist dank seines kundenorientierten und extrem günstigen Ansatzes wahnsinnig schnell gewachsen. Chime bietet unter anderem gebührenfreies Banking, frühzeitigen Zugang zu direkten Einlagen und hochverzinslichen Sparkonten. Das Unternehmen selbst verdient Geld mit einer Kombination aus Gebühren insbesondere für Transaktionen, Abhebungen und Dispokredite. Außerdem verdient es Zinsen auf seine Einlagen und generiert Einnahmen aus Zinszahlungen für seine Debitkarten- und Kreditkartenprodukte. Im Jahr 2020 gelang es Chime, seine Nutzerbasis von fünf auf 10 Millionen zu verdoppeln und einen Umsatz von 600 Mio. Dollar zu erzielen. Bei einem IPO, der noch in diesem Jahr erfolgen könnte, wird mit einer Bewertung von etwa 25 Mrd. Dollar gerechnet.
Auch dem Sozialen Netzwerk Reddit wurden immer wieder Ambitionen für einen Börsengang nachgesagt. Tatsächlich hat das Unternehmen auch schon im Dezember 2021 den IPO beantragt, ihn infolge des russischen Angriffskriegs und der sich drehenden Märkte aber vorerst auf Eis gelegt. Reddit selbst ist ein Online-Diskussionsforum und eine Community, die 2005 von Steve Huffman und dem 2013 verstorbenen Aktivisten Aaron Swartz gegründet wurde. Obwohl Reddit nicht so bekannt ist wie andere Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter, hat es sich mit Nischen- und oft umstrittenen Diskussionsgruppen einen Namen gemacht. Reddit hat mehr als 100.000 Communities, in denen über 53 Millionen aktive tägliche Nutzer ihre Gedanken und Ideen zu einer Reihe von Themen teilen. Tatsächlich ist Reddit derzeit die 19. meistbesuchte Website im Internet und die sechstbeliebteste Social-Networking-Site.