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Dani Parthum Der teuerste Geldfehler? Nicht zu planen, wie viel Rente wir brauchen

Dani Parthum
Dani Parthum
© Tom Salt
Es verblüfft mich jedes Mal. Viele machen sich keine Gedanken darüber, wovon sie im Alter leben werden. Klar, wir alle haben viel zu tun. Gefühlt jedes Jahr mehr. Nur: Das Alter kommt! Das Thema Rente vor sich herzuschieben, könnte sich also als folgenschwerer Geldfehler entpuppen.

Wie hoch ist die Kaltmiete? Und was kostet zurzeit Butter? Ich wette, Sie haben darauf sofort eine Antwort. Und was ist damit: Wie hoch ist eigentlich Deine Rente? Diese Frage stelle ich gern, wenn ich keine Lust auf Smalltalk habe. Noch nie hat darauf jemand geantwortet: „Geht Dich nichts an!“ Was der Wahrheit entspräche. Ist aber eine prima Gesprächsöffnerin, die Frage. Oft höre ich. „Puh, geh mir weg!“ Oder: „Keine Ahnung. Ist ja nicht viel mit Rente.“ Manchmal sagen ältere Frauen: „Klein. Ich werde weiter arbeiten müssen.“ Nur sehr selten nennt mir das Gegenüber eine Zahl – und rollt einen Plan für die Rentenzeit aus.

Wir haben so viele Alltagszahlen im Kopf, gerade Frauen beim Managen von Job, Familie, Freizeit – Stichwort: Mental Overload. Aber eine Zahl, die unser Leben im Alter ganz entscheidend prägen wird, haben die Meisten von uns nicht parat: unsere Rentenhöhe und wovon wir im Alter leben werden.

Geld als wichtige Ressource des Lebens

Ich habe nach meinem Ökonomie-Studium bei meiner Berufswahl Wirtschaftsjournalistin auch nicht gleich an Rente und Vermögensauafbau gedacht. Ein Fehler. Für alle Lehrlinge, Studierende und Berufslernende müsste es ein Semester das Fach „Geldumgang und Vermögensaufbau“ geben. Damit es zur Selbstverständlichkeit wird, gleich zum Start in das Erwachsenenleben Geld als Ressource zu begreifen, die mehr kann als verkonsumiert zu werden.

Denn die Zeit kommt, wenn wir nicht mehr erwerbstätig sein wollen oder können. Manche wollen schon mit 55 ihren Job verlassen, weil sie ihn nicht mehr ertragen. Andere lieben, was sie tun, möchten aber auch früher raus, mit 60, um zu reisen, sich um die Enkel zu kümmern oder sich selbständig zu machen mit einer lang gehegten Idee. Prima Pläne. Nur: Wo kommt das Geld dafür her?

Wovon leben ab 67?

Wie ist das bei Ihnen? Von was leben Sie ab 65 oder 67? Schwarz auf weiß. In Zahlen. Kennen Sie Ihre Regelaltersrente in der gesetzlichen Rentenversicherung? Oder die monatliche Rente Ihrer privaten, sofern Sie eine haben? Und haben Sie schon überschlagen, für welche Ausgaben diese Renten reichen würden? Gerade für selbstständig Arbeitende ist die Vorsorge für das Alter ein immens wichtiges Thema – und wird regelmäßig zugunsten des Geschäftsalltags vernachlässigt, statt es in Honorare und Vertragsverhandlungen einzupreisen.

Auch für Teilzeitarbeitende, Ledige, Alleinerziehende – was überwiegend Frauen sind – wird die Rente verdrängt und erst sehr spät ein ernstes Thema. Die täglichen Aufgaben überlagern das Denken an Vorsorge. Eine gesellschaftliche Aufgabe, keine Frage. Alleinerziehende brauchen Entlastung, zum Beispiel bei der Steuer und dem Eintreiben angemessener Unterhaltszahlungen von sich entziehenden Vätern. Es gibt da viel zu tun.

Eine gute Fee wird es nicht richten

Dennoch ist auch jede und jeder von uns gefragt, selbst an später zu denken. Aktiv. Bewusst. Und nicht prokrastinierend so zu tun, als ob sich das schon „ergibt“ Wodurch? Durch Grundsicherung? Eine gute Fee? Am Ende des selbstbestimmten Lebens abhängig machen vom Staat? Auch beliebt: „Da kümmere ich mich später drum.“ Nur – wann ist dieses „später“? Mit 50? Oder 60? Wenn es noch fünf oder sieben Jahre hin sind bis zur Rente? Wie soll dann noch eine auskömmliche Rente erwirtschaftet werden, vielleicht zusätzlich zur gesetzlichen Rente? Zum Vermögensaufbau brauchen wir 3G – Geld, Geduld (= Zeit) und ein wenig Glück.

Mal angenommen, wir hören mit 65 Jahren auf, erwerbstätig zu sein, werden statistische 83 Jahre alt und beziehen monatlich eine überschaubare Rente von 2500 Euro. In 18 Jahren würden an uns insgesamt 540.000 Euro Rente fließen. [(2500 Euro x 12 Monate) x 18 Jahre] Wollten wir 88 Jahre alt werden, kommen wir auf 690.000 Euro an benötigter Rente. Und wenn wir 95 Jahre würden, summiert sich die Rente schon auf 900.000 Euro. Ohne Inflationsausgleich!

Wieviel Einkommen als Rente reicht im Alter?

Nur: Wer hat schon eine gesetzliche Rente von 2500 Euro? Kaum zu schaffen. Auch nicht bei Vollzeit mit hohem Einkommen. Und davon gehen noch Steuern, Krankenkasse und Pflegeversicherung ab. Was übrig bleibt, reicht in (Groß-)Städten gerade so zum Durchkommen.

Wenn wir über Rente sprechen, sprechen wir über große Zahlen. Haben wir ein solides Standbein in der gesetzlichen Rentenversicherung aufgebaut, lässt sich die dann noch fehlende Rente für ein gutes Leben gut in Eigenregie aufbauen. Voraussetzung: Wir machen uns Gedanken darüber, wieviel Rente wir haben wollen, und wo dieses Geld herkommen soll. Als Geldfluss auf unser Konto. Dann können wir entsprechende Vermögensklassen wählen und strategisch investieren.

Was steht in der Renteninformation?

Deshalb: Sehen Sie hin! Woher kommt das Geld, wenn Sie nicht mehr erwerbstätig sind. Und wieviel wird das sein?

Wenn Sie gesetzlich rentenversichert sind, nehmen Sie sich die diesjährige Renteninformation zur Hand und lesen nach, wieviel Regelaltersrente bis jetzt zusammengekommen ist oder zusammenkommen wird bis 67. Dann mit dem aktuellen Einkommen vergleichen beziehungsweise mit dem, was Sie für ein gutes Leben brauchen. Und dann Gedanken machen, womit Sie die Lücken schließen wollen. Wenn Sie nicht gesetzlich rentenversichert sind, sehen Sie nach, welche Rentenansprüche und Vermögenswerte Sie haben und wie genau (!) Sie daraus eine Rente beziehen werden.

Selbstfürsorge - sich Zeit nehmen für den Rentenaufbau

Wir bereiten uns finanziell auf Urlaub vor, auf das Studium der Kinder, auf den Kauf von Einrichtungsgegenständen, auf ein Auto. Stellen Sie den Vermögensaufbau für die Rente als Selbstfürsorge in diese Reihe. Ganz nach vorn. Schaufeln Sie sich bewusst Zeit dafür frei. Jetzt. Und nicht erst, wenn es grad mal passt. Denn es passt nie! Glauben Sie mir. Damit Sie nicht den größten Geldfehler Ihres Lebens machen: sich nicht um eine gute Rente gekümmert zu haben. Tun Sie es heute noch.

Dani Parthum ist Diplom-Ökonomin, Geldcoach, Finanzbloggerin und Buchautorin. Unter der Marke Geldfrau unterstützt sie Frauen dabei, ihre Angst vor Finanzen abzulegen und für sich selbst Strategien zu entwickeln, selbstbestimmt mit Geld umzugehen und Vermögen aufzubauen. Ihre gesammelten Kolumnen für Capital finden sich hier.

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